Flurnamen, Gewannebezeichnungen

Fluren und Flurnamen aus der Gemarkung Dattenfeld


Flurkarte der Gemeinde Dattenfeld im Maßstab 1:50000, Lageplan: F.D.Steinhauf

86 = Gemarkung Windeck
16 = Gemarkung Dattenfeld


Originalurkarte Rossel Flur XIII. von 1830

Flurnamen:
Brühl, Wasen, Reute – bestimmt sind euch schon einmal solche sonderbaren Namen aufgefallen. Namen von Straßen, Haltestellen, Neubau- oder Industriegebieten. Oft sind solche Namen aus alten Flurnamen entstanden. Denn so wie jedes Dorf, jeder Bach und jede Straße einen eigenen Namen hat, so hat auch jedes Feld und jeder Wald, jeder Berg und jede Wiese einen Namen. Die Namen von Dörfern nennt man Ortsnamen, die der Flüsse und Bäche nennt man Gewässernamen. Namen von Straßen sind natürlich Straßennamen. Zuletzt gibt es die Namen von Feldern und Wäldern: Das sind die Flurnamen.

Diese Flurnamen sind manchmal schon sehr alt. Sie verraten uns vieles über die Vergangenheit. Jeder Flurname hat einen bestimmten Sinn, auch wenn wir oft zunächst nicht verstehen, was er bedeutet. So kann uns der Name eines Ackers verraten, wie er früher genutzt wurde oder wem er einmal gehörte. Auch verschwundene Bauwerke, ausgestorbene Tiere und Ereignisse vergangener Zeiten hinterlassen ihre Spuren in den Flurnamen. Da die Flurnamen oft schon sehr alt sind, kommen darin auch Wörter vor, die heute nicht mehr benutzt werden. Um diese Wörter zu enträtseln, kann euch dieses Lexikon eine Hilfe sein. Naturnamen und Kulturnamen.

Es gibt ganz grob zwei Arten von Flurnamen: Naturnamen und Kulturnamen. Naturnamen geben uns Auskunft über die Natur, über wilde Pflanzen und Tiere, über die Gestalt von Bergen und Tälern, über die Art des Bodens oder einfach die Lage oder Größe einer Flur. Ein Flurname wie Steinacker sagt uns zum Beispiel, dass dieser Acker sehr steinig ist. Der Name Eulenberg sagt uns, dass dort Eulen leben oder lebten. Ein Wald, der Buchholz heißt, wird vor allem aus Buchen bestehen. All das sind Naturnamen.

Kulturnamen dagegen geben uns Auskunft über das Tun des Menschen. Der Mensch bestellt die Felder, baut Dörfer und Städte, Straßen und Wege. Kulturnamen erinnern an all dies, an den Ackerbau, an Gebäude, aber auch an Kriege, Notzeiten und Unfälle. Es gibt Flurnamen die uns sagen, wem die Flur früher gehört hat. So hat ein Jakobsacker wohl einmal einem Bauern namens Jakob gehört, eine Pfarrwiese war einst im Besitz eines Pfarrers. Ein Name wie Burgstall erinnert an eine verschwundene Burg, in den Krautgärten wurde oder wird Kraut – also Kohl – angebaut.

Es gibt aber auch Namen, die sowohl Naturnamen als auch Kulturnamen sind. Das sind dann solche, die aus mehreren Bausteinen zusammengesetzt sind. So zum Beispiel eine Linsenhalde. Der Name sagt uns, dass dort Linsen angebaut wurden (Kultur) und dass es ein steiler Abhang ist (Natur).

Wenn wir Heimatforschung betreiben, so dürfen wir unter keinen Umständen die Flurnamen übersehen, die zum ältesten Sprachgut gehöre, was wir besitzen. Durchsuchen wir die Katasterkarte in der Gegend des Galgenberges, so heißt die Flur "unterm Gericht", im Sprachgebrauch allerdings meist "Challjen" genannt. Ferner liegt nach Ommeroth zu, mitten im Walde, der "leisenacker". Man könnte leicht vermuten: Leisenacker = Leichenacker. Aber aus Leichenacker läßt sich im Laufe der sprachlichen ntwicklung Leisenacker, eher auf Linsenacker schließen.

Noch eine weitere Besonderheit möge hier kurz erwähnt werden: Auf der Mercatorkarte von 1575 führt eine Straße von Au zur Nutscheidstraße. Dort wo sie zusammentreffen heißt es "Am Renfelde". Noch heute heißt die Straße im Volksmund Eisenstraße, wegen der vielen Schürflöcher, wo man den Brauneisenstein abbaute. Der vorgenannte Flurnamen erinnert uns an die mittelalterliche Eisenverhütung in unseren Heimatbergen, sind doch gerade auch im Nutscheidgebiet noch zahlreiche Überreste ehemaliger Rennfeuerplätze zu finden. 

Die alten Orts- und Flurnamen (wie Hecke, Schlag, Gebück) u.a. verraten uns oft heute die ehemalige Lage und den Verlauf einer Landwehr, wenn auch im Gelände nichts mehr zu sehen ist.

An der Südseite des Nutscheidhöhenzuges liegt an der Wester- oder Bösestraße der Ort Spurkenbach. Die Katholiken eOrts gehörten bis zum 6. April 1890 zur Pfarrei Dattenfeld, wo 1889 die letzten Taufen und Sterbefälle der Ortsbewohner bekundet wurden. Es war ein langer und beschwerlicher Weg, wenn man die Verstorbenen zum Friedhof tragen mußte,  Im Volksmund hießt dieser Weg (oder besser Pfad) noch heute "d'r Lichenwäh". Er führte über Hahnenbach, Höhnrath, Windeck nach Dattenfeld. und ist noch heute teilweise im Wald zu erkennen. Anfangs wurden die Leichen getragen, doch später (wo es möglich) war mit Pferd und Schlagkarre auf holprigen Feld- und Waldwegen ins Siegtal - nach Dattenfeld zum Friedhof transportiert. Das letzte "Leichenpferd" soll nach glaubwürdiger mündlicher Überlieferung jedesmal den Td eines kranken Ortsbewohners durch große Unruhe und heftiges Hufescharren vorher angezeigt haben. Am Morgen hätte es regelmäßig schweißtriefend im Stalle gestanden.

Aus den bisherigen Darlegungen geht hervor wie reich unsere Heimat mit Wald gesegnet war. Als Beweis mögen auch die vielen damit in Zusammenhang stehenden Ortsnamen gelten, deren hir nur einige aufgeführt werden können:

Gemeinde Dattenfeld: Hahnenbach, Höhnrath, Ommeroth, Roth bei Rossel

Gemeinde Herchen: Engelsbruch, Gutmannseichen, Himmeroth, Leidhecke, Richardshohn

Gemeinde Rosbach: Eich, Eulenbruch, Gierzhagen, Hau, Löh, Teufelsloch, Öttershagen, Silberhardt

 
Aber auch in den alten Flur- und Familiennamen finden wir mittelbare und unmittelbare Zusammenhänge mit Wald und Wild. Auch hier mögen einige Beispiele aus dem Berichtsraum folgen:

Flurnamen: Reutersberg, Schmälenbruch, Selbachshau, Eichelskamp, Fuchshollensiefen, Hercherloh, Hasenacker, Löhsiefen, Toppeich, Dachskaule, Stommelsbusch, Haubusch, Eichhof, Eichstock, Königsbruch, Wehrbusch, Brandstück, Buschkampberg, Zehnenstrauch, Laichecke, Heckelchen, Teichhardt, Ginsterhahn, Jägerbusch

Familiennamen (Flora): Baum, Baumgart, Busch, Kirschbaum, Nußbaumer, Birkenbeul, Erler (Forstmeister aus Waldbröl), Heck, Hagedorn, Hohnscheid, Uppenkamp (Kiefer = Küfer)

Familiennamen (Fauna): Bock, Dohle, Elster, Frosch, Fuchs, Goldammer, Haase, Hasenbach, Haas, Hahn, Huhn, Maus, Raabe, Raab, Vogel, Wolf, Wulf (Revierförster in Jucht)

 

Heutige Fluren der Gemarkung Dattenfeld

Flur 10 Rossel
Der Wittenberg (oberhalb heute Pattscheid)
Im Ratzenberg
Der Kuhlenberg
Elsenbitze
Im Haneichelskamp
Im Rölepatt
Im Stommelsbusch
Dachskaule
Weingartskaule
Höhenberg und Weingartseck
Unten auf'm Birnbaum
Kaltenbachsberg unter der Krampen
Saalweid
Weise Ecke


Flur 11 Rossel (Roth)
Gutmannseicher Gemeinde
Im Verbrannten
Im Pferdsknochen
In der Mischhau
Auf'm Tünneshöfchen
Im Hof Roth
Auf der Grube
Auf der Brocksschaufe
Im Eichhof am Rosengarten
Im Kneppenberg
Im Junkerbusch
Auf'm Patscheid (heute Pattscheid)
Bei der Delle
Auf'm Kornfeldchen an der Lehmkaule
In der Lischhau
Auf'm Sumpf
In der sauren Wiese 


Flur 12 Rossel
In der Steinrutsche
Vor dem Wiedenhof
Im Örtchesgarten
Luftwiese
In der Frischwiese
Weinandswiese
Bauhofswiese

 

Flur 13 Rossel
Schillingsbitze
Klingelsberg
Eichstock
Auf der Antoniusstiftung (Rothland)
Im Hof Rossel
In der Ravewiese
Im Richelsfeld
Im Berggarten
Breihofswiese
Im Linengarten
Wilhelmshöhe


Originalurkarte Wilberhofen von 1830


Flur 14 Wilberhofen
Auf'm Hegen
Auf'm großen Berg
In der Lüdwiger Helten
Rommelshelten (heute Rommelszelte)
In der Dressen Trappen
Vor den Erlen im Bruch

Flur 15 Wilberhofen
Im Hof Wilberhofen
Ortsstiegel
Die Blankenwiese
Auf'm Krötenpfuhl
In der Klause
Hinterm Grashof
Auf'm Königsbruch
Oben auf'm Wasserland


Flur 16 Wilberhofen
An der Mark
Die Engbachmühle
Auf der Plätte
In der kleinen Bergshöhle
In der Kufershelte
Heiligenhäuschen
Zwischen den Fuhren
Hinter den Zäunen

Flur17 Übersetzig
Unter der Käfers Helte
Im Hof Übersetzig
Mahrwiese
In der Zierauen
Im Wehrgarten


Flur 18 Dattenfeld
Im Tharhof
Vorn am Burgthor
In der Hüllen
Oben auf der Knarren
Auf'm Fischerhäuschen
in der Sauersaue
Im Dorf Dattenfeld
Im Bungertsweier
Im Schreibersgarten
Auf der Niedeck
Auf'm Teich
Unten an der Köttelbach
Im Ünken
Am Dreifelder Kirchweg

  

Aus alten Akten:
Am Eisenweg
Im Krähenberg
An der Neuau
Schwarzenpühlen
Der Reutersberg  (heute bei Rossel)
Im Waagsgarten
Am dicken Stein (heute bei Rossel /Roth)
Auf'm Königsbruch
Eisenwoogsufer (heute Dreisel)


Viele der Flur und Ortsnamen sind im Laufe der Zeit durch Hör- und Schreibfehler entstellt, ja sogar unleserlich geworden, wie wir das nicht selten auch bei unseren Familiennamen feststellen können. In der folgenden Aufstellung sehen wir diese Tatsache auch in der Gemarkung Dattenfeld bestätigt:


Aus den Stiftungen St. Antonius und St. Aldegundis (Wilberhofen)
Yn der Roickelbach
Am cleynelsberge,
Im grengels dale
Der heren Busch van Bonne
Uff der smalen hart
Am Reygeressyffen
Die Oillichsmole
Die Oissenwiese
Die gerenhart
Vff dem perzyt
Uf dem persyffen
Der Raven
An de lantweronge
Uffm Rolenwerth
Die Bolenplatzwiese
An dem doir zu Rossauwell


Aus dem Lagerbuch von 1544
Am Dreseler Broich
Am benßgrven
Am gebranthe hoeltzs
Am nedersten beuwell
Yn der steinbag
Vffm kleinen bergh
In der Saurenbachs wiesen
Die Muschen Wiesen
Vff der Etzelgrube in der übersetziger Awen
An Rorichs Eychen
In der Reutersbach
Ym rodtlandtzs siffen
Im steinhuiser garden
Die Keiuelß helten
Im Hardtboich
Vffm boltzen
Vfm Breidenhoff
Vff der fuhr vor der Drimbach
Das Stockwiesgen


Aus dem Lagerbuch von 1775
Auf dem Klauenberg
Die Kirchenbitze
Auf der Rüddell
Unter dem Brücker Wehr
Am Rübenkamp
Auf dem Humbruch


Aus der Pastoratsgüterverpachtung
In der Bruchhard
Die Grumigswiese
Uffm Spillwerdt
Am Kurzen
Die Klockeneichen
Im Diependaal
Ufm Kolmeshan
Im Mollenwerdt
Im Morgenbruch
Die Berghecke
Die Neuwiese
Die Weierswiese
Auf dem Dalenfeld
Im Aldenfeld in der obersten Gewanden
Auf der Zippe
Im Breschwerdt



Aus sonstigen Archivalien
Im Heitersthall
Ufm Adtscheidt
An den dorren
Am nuwen poil
Bouen dem groissen dor
Die Eisborn
Im Schladerfeld
Auf'm Dörnenfeld
Die Listenborne
Der Schlüssel
In der freyheitt
Der Teufels Siefen
An dem floir doir
Aufm Rottlandt
Die Landwehrung
Dreckbornenseiffen
Steinerleyen
Die Wolfsdelle
Die Stacherwiese

 


Flur: Mitten im Hof Hoppengarten

Hoppengarten Gesamt
Auf dem Sand
Auf dem Dresch
Auf dem Ufer
In der Oberselches Wiese
Unter der Stockwiese
Ober der Stockwiese
In der Stockwiese
Im Lichthen Bruch
Zwischen den Empfehn
Unter dem Löhrsiefen Weg
Am Löhrsiefen Weg
Ober dem Löhrsiefen Weg
Gegen dem Etzbachsgarten
An der obersten Bitze
Gegen der Hofwiese
In der Hofwiese
Auf dem Krummen Stücker
Unterm Fuhrmanns Haus
Im Sand Garten
Unten im Hofe
Im Schmittengarten
Im Maas Garten
In der untersten Bitze
In der obersten Bitze
Mitten im Hof Hoppengarten
Gegen der Kapelle
Ober der Kapelle
Zwischen dem Kirchweg und der Grafengasse
Im Grafen Garten
Im Auelchen unter der Hahnborner Wiese
In der Hahnborner Wiese
Uter der Grafengasse
Im Auelchen
Im Wags Garten
In der Löhrsiefen Wiese
Gegen der Löhrsiefen Wiese




Quellenverzeichnis:
Dattenfelder Kirchen und Lagerbücher
Lageplan: F.D. Steinhauf, Altwindeck
E. Hundhausen, Flurnamenssammlung,
Dittmaier, H., Rheinische Flurnamen, Bonn 1963
Siedlungsnamen und Siedlungsgeschichte des Bergischen Landes, Neustadt an der Aisch, 1956
Muhr-Kammerich, F., Aufzeichnungen


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