Die Kelten an der Sieg
Einleitung:
Die Neandertaler waren in der Altsteinzeit, hatten Jagdlagerauf den Bergspornen des Siegtales und dort
Feuersteinabschläge und sogar ein Steinbeil hinterlassen. Den neusteinzeitlichen Megalithenbauern sind am
Kaltbachberg rituelle Steinsetzungen gelungen. Um 50. v. Chr. drangen die Römer in das Gebiet vor, trieben Handel u.a.
wegen des Eisenerzes, von der mittleren bis oberen Sieg. Nach ihnen kamen um die Jahrhundertwende verschiedene
Germanenstämme in die Region, vermischten sich mit den Kelten und . un und gingen im Sammelvolk der Franken
Merowingerkönig Clodwig war. Er war ein Sugamber von der Sieg..
siehe: Fundort Siegtal
Das Siegtal wurde von vielen Historikern als Grenze zwischen germanischer und keltischer Besiedelung gesehen.
Von einigen wurde es aber auch bestritten, dass die Kelten bis an die Sieg gekommen sind. Das lag zum einen daran, dass
die lateinischen Schriftsteller, allen voran Caesar in seinem Buch „De Bello Gallico" (Vom gallischen Krieg),
nur die Gallier, also die in Frankreich lebenden Kelten als Kelten, bzw. Gallier bezeichneten und die wilden Stämme links
und rechts des Rheines pauschal als Germanen, zum anderen liegt es an der pangermanischen Ideologie des
Kaiserreiches und des Dritten Reiches, die eine angeblich minderwertige Rasse, als welche die Kelten angesehen
wurde, nicht in Preußen dulden wollte.
Tatsache ist aber, dass sowohl die Germanen, als auch die Kelten und die Slaven, die gemeinsam Mitteleuropa in der
Bronze- und Eisenzeit besiedelten, nicht Rassen, geschweige denn minderwertig waren, sondern gleichwertige
Volksstämme, die vermutlich aus einer Wurzel, den Urnenfelderleuten und den Bandkeramikern von der
Schwarzmeerregion stammten und die sich nach unterschiedlichen Wanderungen über tausend Jahre mit diversifizierten
Kulturentwicklungen, Sprachen und Religionen in Mitteleuropa wieder trafen. Die verbreitete Annahme, dass die Kelten
über keine Schrift verfügten, ist übrigens nicht richtig. Ihre Druiden und Herrscher verfügten schon über Schriftzeichen,
sog. Keltenrunen, die der griechischen Schrift verwandt waren, aber nur zu kultischen und herrschaftlichen Zwecken, und
das sehr selten, verwendet wurden (s.a. die Fotos von den keltischen Silberstatern im Anhang).
Tatsache ist auch, dass sich in den letzten 50 Jahren die archäologischen Funde von keltischen Siedlungen im
nördlichen Westerwald bis an die Sieg deutlich vermehrt haben. Neben den größeren keltischen Sieglungen (Oppida)
wurden im südlichen wie auch im nördlichen Siegtalbereich eine Reihe von Latenezeit Ringwallburgen gefunden und
teilweise untersucht, die keltischen und keltisch-germanischen Mischstämmen zuzuordnen sind:
- die Alte Burg bei Windeck-Alsen, auch Ringwälle bei Stromberg genannt
- die Wallburg auf dem Beuel bei Dreisel mit Latenezeitsiedlung im Scheffenhof
Die Keltenstämme, die die rechtsrheinischen Gebiete des Westerwaldes Siegtales und Siegerlandes in der
Eisenzeit, (Hallstattzeit und Latenezeit) besiedelten, kamen aus dem Süden vom Main als Helvetier, Helvier
(Helverstell=Helpenstell),
aus dem Osten von Glauberg in der Wetterau, Dünsberg bei Gießen, dem Heunstein bei Dillenburg als Volker und
Ubier, die Caesar als Germanen ansah und später nach linksrheinisch zwangsumsiedelte, aus dem Südwesten
von der Mosel als Treverer, aus dem Westen, der Eifel und dem Marnetal als Belger und Eburonen, die sich in der
Latenezeit alle fleißig mit den Germanen vermischten, vor allem den Sugambrern, Chatten, Brukterern, Tenkterern,
Usipetern, die von Norden zur Sieg gezogen waren.
Die keltischen Stämme hatten in der frühen Eisenzeit vor den Germanen das Gebiet an der Sieg, den Westerwald und das
Siegerland erreicht, weil sie begabte Techniker und Handwerker waren und aus Kleinasien und den Mittelmeerländern
die Eisenerzförderung, -Verhüttung und —Verarbeitung mitbrachten. Somit suchten sie auch gezielt nach Erzen und
wurden an der Sieg vor den Germanen fündig.
Die Ringwallburgen aus der Latenezeit.
1. Burg Beuel bei Dreisel samt der dazugehörigen Latenezeitsiedlung oberhalb des Eisenwoogs am Scheffenhof
2. Alte Burg bei Alsen.
3. Das Regenbogenschüsselchen von Schladern-Stein und jetzt die Münzfunde durch die LVR-Grabung von 2019 in den
Ringwällen von Alsen.
Inzwischen wurde durch eine Probegrabung des LVR im Jahr 2019 der bisherige und noch vorhandene Text der Info-Tafel
an den Ringwällen von Alsen falsifiziert. Bei dieser Grabung wurden nämlich ca. 20 keltische Münzen aus verschiedenen
Stammesgebieten gefunden, die zeigen, dass die Ringwallburg Alsen ein wichtiger Handelsplatz von Eisenprodukten in
der Hallstatt und Latenezeit gewesen ist.
(LVR – Amt für Boden- und Denkmalpflege – Fund des Monats Oktober)
„Die Alte Burg bei Alsen (nördlicher Ringwall) — Frühe Form der Verteidigung"
Laut Abschlussbericht von der LVR-Untersuchung der Alsener Ringwälle, ist die Alte Burg eindeutig eisenzeitlich.
Dazu jetzt noch die Meinung des Vorsitzenden der UHUs (Verein für unabhängige historischeUntersuchungen), auf der
Homepage des Ortes Alsen zur Herkunft der Alten Burg: "Fundgut, das eine eindeutige Datierung ermöglichen würde,
liegt bislang nicht vor (oder ist durch Raubgräber eingesammelt worden). Deshalb lässt sich derzeit eine Datierung nur
aufgrund eines Vergleichs mit der Topographie anderer wissenschaftlich datierter Anlagen vornehmen.
Danach gehört der nördliche Ringwall (Alte Burg) sicherlich in die Eisenzeit, während die südliche Anlage
(Neuburg) höchstwahrscheinlich ins frühe Mittelalter einzuordnen ist.
Der nördliche Ringwall diente u.a. in Notzeiten als Fliehburg, er war Mittelpunkt eines Stammesgebietes, vermutlich auch
Kult- und Richtstätte und bot dem in der Nähe betriebenen Bergbau Schutz (Funde von Schlacken und Schmelzofenresten innerhalb der Ringwälle, Stollen im Burgsiefen). Letzteres ist für viele untersuchte Ringwälle belegt.
Geht man von der Richtigkeit der Einordnung des nördlichen Ringwalles aus, so ist eine starke Ähnlichkeit
mit zeitgleichen Ringwällen im Westerwald, am Mittelrhein, in der Eifel und im Hunsrück augenfällig.
Die keltische Bauart ist unstrittig. Derzeit wird auch diskutiert, ob nicht im Siegtal in der Eisenzeit an Stelle der
germanischen Sugambrer die keltisierten Ubier bis zur Umsiedlung ins Linksrheinische lebten."
Und schließlich noch meine eigenen Argumente (Frieder Döring) und Beobachtungen, die für die keltische und
vorgermanische Besiedlung des Siegtales in der Eisenzeit (Hallstatt- und Latenezeit) von 800 vor bis zur Zeitenwende
sprechen:
1. Die übrigen Latenezeit-Ringwälle in der Nähe: Rennenburg, Burg Bohlenbach, Wallburg Dreisel
2. Die Latenezeit-Siedlung im Scheffenhof oberhalb des Eisenwoog in Dreisel, die 1980 ausgegraben wurde
(von Prof. S. Wirth, zus. mit Dr. M. Gechter und Dr. M. Resch, LVR, in Bonner Jahrbuch 187, 1987)
3. Das Regenbogenschüsselchen von Schladern-Stein
4. Der Latenezeit-Bergbau im Selbachtal, um Marienthal bei Hamm und im Eipbachtal bei Kircheib
5. Der Flussname Sieg, der mit hoher Wahrscheinlichkeit von der keltischen Flussgöttin Sigunna abstammt.
6. In allen archäologischen Untersuchungen tauchen aber immer wieder die Kombinationen keltischgermanisch und
keltisierte oder germanisierte Stämme usw. auf.
7. Und seit 2019 die LVR Grabung mit keltischen Münzfunden an der Alten Burg Alsen.
Und das lässt darauf schließen, dass es in der Eisenzeit und besonders in der Latenezeit zunächst kulturelle (durch
Erzverarbeitung), später sogar biologische Vermischungen von keltischen und germanischen Stämmen gab.
Die Ubier wurden als vermutlich germanisierte keltische Erbauer der Ringwallburg Dünsberg bei Gießen
ausgemacht, später von Cäsar als angeblich germanischer Stamm in die Gebiete der von ihm vertriebenen und teilweise
ausgerotteten keltischen Eburonen, die er auch als Germanen bezeichnete, übersiedelt. Die ursprünglich germanischen
Sugambrer sind nachweislich den Eburonen gegen Cäsar zu Hilfe gekommen, wurden mit den fliehenden Eburonen von
der linken Rheinseite auf die rechte zurückgetrieben und dann von den Römern durch den Ponton-Brückenbau und das
Römerkastell Gensem bei Schwarzrheindorf weiterverfolgt über den Niedergermanischen Limes bis in den Westerwald.
Nach all dem ist es ziemlich sicher, dass in der frühen Eisenzeit zunächst keltische Stämme wie die Ubier, die Helvier, die
Treverer, die Belger und die Eburonen das Siegtal besiedelten, sich in der Latenezeit und besonders im letzten
Jahrhundert v. Chr. mit den von Norden kommenden Germanen zusammentaten und mischten, da sie einen gemeinsamen
Feind hatten, die Römer. Und nach der Zeitenwende war die Durchmischung so innig geworden, dass die Kelten darin
aufgegangen sind und sich auch lieber als Germanen bezeichnen ließen, weil diese gegen Varus 09 erfolgreich waren,
während die Kelten Galliens und der Eifel alle unterworfen worden waren.
Die o.g. Vergleiche und Analogieschlüsse lassen kaum eine andere Interpretation zu, als dass die Ringwälle an der
mittleren und oberen Sieg von Kelten erbaut wurden und um die Zeitenwende
von keltisch-germanischen Mischstämmen besiedelt waren, vorwiegend zur Sicherung des Erzabbaus und der
Eisenverarbeitung an der Sieg und ihren Nebenflüssen.
Literaturverzeichnis: u.a.:
Auszug aus dem Bericht: Die Kelten an der Sieg von Dr. Frieder Döring
Ernst Jung: „Sie bezwangen Rom" (Mit Hinweisen auf. Den niederrheinischen Limes, den Glacis, die
Ubier als Keltenstamm.)
Mirko Jelusich „Caesar"
Geo Epoche „Die Kelten"
Willi Kremer „Erlebnis Heimat"
UHUs (Verein für unabhängige historische Untersuchungen)
Prof. S. Wirth, Dr. M. Gechter und Dr. M. Resch, LVR, in Bonner Jahrbuch 187, 1987)
- Aufrufe: 376