Querbauwerke könnten Abhilfe schaffen

Querbauwerke könnten Abhilfe schaffen: Wehre als Teil des Hochwasserschutzes im Siegtal?

Wehre als Teil des Hochwasserschutzes im Siegtal?

 

 
Wochen nach der großen Flut im Ahrtal haben Experten längst mit Beratungen begonnen, wie eine solche Katastrophe künftig verhindert werden kann. Es geht um die Ausweisung von Überflutungsflächen, den Bau riesiger Regenrückhaltebecken und völlig neue Siedlungsformen in Tallagen. Ob hier in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, lässt sich nur schwer sagen. Fest steht vielmehr, dass solche Ereignisse, verursacht durch den menschengemachten Klimawandel, noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar waren.
Prof. Dr. Wolfgang Büchs liefert Anhaltspunkte zum Hochwasserschutz.
Bei der Ursachenforschung sind viele Stimmen laut geworden – eine ist dabei kaum gehört worden. Sie stammt von Prof. Dr. Wolfgang Büchs. Im Gespräch mit „tagesschau.

Siegwehre wie das in Euteneuen könnten dazu beitragen, dass bei einem Starkregen die Abflussgeschwindigkeit des Wassers reduziert wird und somit das Risiko reißerischer Sturzfluten sinkt. Foto: thor (Archiv)

Euteneuen/Kirchen. Wochen nach der großen Flut im Ahrtal haben Experten längst mit Beratungen begonnen, wie eine solche Katastrophe künftig verhindert werden kann. Es geht um die Ausweisung von Überflutungsflächen, den Bau riesiger Regenrückhaltebecken und völlig neue Siedlungsformen in Tallagen. Ob hier in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, lässt sich nur schwer sagen. Fest steht vielmehr, dass solche Ereignisse, verursacht durch den menschengemachten Klimawandel, noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar waren.

Prof. Dr. Wolfgang Büchs liefert Anhaltspunkte zum Hochwasserschutz

Bei der Ursachenforschung sind viele Stimmen laut geworden – eine ist dabei kaum gehört worden. Sie stammt von Prof. Dr. Wolfgang Büchs. Im Gespräch mit „tagesschau.de“ wird der Biologe wie folgt zitiert: „Andere Naturschutzmaßnahmen waren meines Erachtens eher kontraproduktiv, etwa dass kleinere Stauwehre entfernt wurden, um Fischen und der gesamten Gewässerfauna eine Durchlässigkeit zu schaffen, was sich auch über Fischtreppen erreichen lässt. Hierdurch erhöhte sich die Abflussgeschwindigkeit. Sehr wichtig sind auch die forstwirtschaftlichen Eingriffe. Fichtenkulturen wurden und werden in größerem Umfang abgeholzt. Bei Starkregen fördert das den Ablauf des Wassers. Das ist ein Riesenproblem, nicht nur in der Eifel. Der Wald spielt eine entscheidende Rolle. “

Genau das lässt sich nun von der Ahr ins Siegtal übertragen. Hier wird an mehrere Stellen für den Erhalt der Wehre gekämpft, und gleichzeitig wird der Fluss gerade in der Verbandsgemeinde Kirchen inzwischen von kahlen Berghängen flankiert. Kein Wunder also, dass dieses Interview doch sehr aufmerksam gelesen wurde. So auch von Richard Kail. Der Investor aus der Eifel, selbst zuhause massiv von der Flut betroffen, kämpft nach wie vor dafür, die Wasserkraft in Euteneuen wieder nutzen zu können – mit einem durchlässigen Siegwehr.

Funktion der Wehre deutlich komplexer betrachten

Zum derzeitigen Sachstand: Wie vom Gericht „angeordnet“, will er sein Vorhaben nun über ein Planfeststellungsverfahren umsetzen (nicht mehr Plangenehmigung). Vor allem aber will er weiter bei der Politik und auch im Mainzer Umweltministerium Überzeugungsarbeit leisten – dies auch vor dem Hintergrund, dass das benachbarte NRW jüngst in einer Gesetzesnovelle die Nutzung und den Ausbau der Wasserkraft als im öffentlichen Interesse stehend deklariert und aufgewertet hat.
Kail will aber auch den Beitrag der Wehre zum Hochwasserschutz in den Vordergrund rücken: „Das ist mit wenig Menschenverstand nachzuvollziehen.“ Die Abflussgeschwindigkeit werde deutlich reduziert. Er werde weiter darauf achten, so der Investor, dass in Euteneuen keine Fakten geschaffen würden, indem man mit dem Abriss des Wehres beginne.

Wie Kail kämpft auch Friedhelm Schmidt von der Freusburger Mühle dafür, die Funktion der Wehre deutlich komplexer zu betrachten. Dabei stellt der Betreiber der dortigen Wasserkraftanlage klar: „Wenn diese Wassermengen im Siegerland runtergekommen wären, hätten wir genauso dagestanden wie die Menschen an der Ahr.“ Wasserkraft und Wehre hätten zwar nur einen kleinen Anteil an der Lösung der Probleme, aber immerhin gebe es einen. Schon jetzt seien Veränderungen zu spüren. „Wenn es in Siegen stark regnet, haben wir zwei Stunden später das Hochwasser hier. Das war früher nicht so“, berichtet Schmidt. Und natürlich spiele auch der (gerodete) Wald eine immense Rolle. Immer mehr und immer schneller gelange das Wasser so in eine begradigte Sieg. „Es ist unverständlich, dass man trotz neuer Erkenntnisse bei der alten Masche bleibt“, sagt der Kirchener und sieht hier vor allem die Politik gefordert.

Einer, der diese Sichtweise teilt, ist bekanntlich MdL Michael Wäschenbach. „An meiner grundlegenden Haltung, dass man in Euteneuen alle Interessen miteinander hätte vereinbaren können, hat sich nichts geändert“, sagt der CDU-Politiker. Hier liege zudem eine vernünftige Lösung zur Durchlässigkeit auf dem Tisch. Angesichts der Hochwasserkatastrophe an der Ahr wolle er in der Enquete-Kommission sowohl technisch als auch juristisch prüfen lassen, welche Auswirkungen ein Hochfahren des Wehres habe.

 

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