100 Jahre Kammerich-Werke von 1863 - 1963

 

siehe: Stammaktie der Kammerich-Werke AG

 





Werk Kammerich in Wilberhofen-Breitenbruch

 




Gebr. Kammerich & Co. -Press und Stanzwerk-  in Wilberhofen-Breitenbruch

 Die Feilenhauergesellen 

Chronik der Fam. Kammerich

 Die Wiege der Vorfahren und Gründer von vier heute bedeutenden Industriebetrieben stand einst im ehemaligen Amte Dattenfeld,

das 1955 in die beiden amtsfreien Gemeinden Dattenfeld und Rosbach geteilt wurde. Es sind die Firmen: F. Clouth (Köln),

W. Hermes (Wuppertal, seit 1910 auch in Rosbach), H. Jünger & Co.(Siegen, seit 1953 auch in Rosbach) und die Kammerich- 

Werke in Brackwede mit ihrem ehemaligen Zweigwerk in Wilberhofen, das sich noch heute in Familienbesitz befindet.

In vorgenannter Reihenfolge stammten die Ahnen bzw. die Gründer der Werke aus Windeck (Burgwiese, Gem. Dattenfeld), Obernau (Gem. Rosbach),Rosbach und Wilberhofen (Gem. Dattenfeld). Wilhelm Hermes und Heinrich Jünger - die ehemaligen Lehrlinge des alten Meisters Anton Kammerich - konnten damals noch nicht ahnen, dass auch sie einmal in die Fußstapfen ihres Lehrherrn treten würden. Alle vier Werke (und Zweigwerke)sind heute bekannte und geschätzte Unternehmen, die in ihrer Bedeutung längst über die Schranken ihres Heimatbereiches hinausgewachsen sind.

Die Kammerich-Werke konnten am 19. Oktober 1963 ihr 100 jähriges Bestehen feiern. Das Werksjubiläum möge für die

Heimatblätter des Siegkreises der Anlaß sein, seines Heimatsohnes und dessen Lebenswerkes in einem Aufsatz zu gedenken.

An den nordwestlichen Hängen des Nutscheid-Höhenzuges entspringt der Kammericher-Bach, der bei Ahe zwischen Ruppichteroth und Schönenberg - in den Waldbröl-Bach mündet. Kurz vor seiner Mündung liegt etwas westlich das kleine Dörflein Kammerich (1481 Kammerbricht, 1483 v. Kamerbrecht geschrieben), das vermutlich bei der Entstehung des Familiennamens Pate gestanden hat.

In den Dattenfelder Kirchenbüchern taucht der Familienname Kammerich im Jahre 1695 zum ersten Male auf.

Ob der Bestgen (Sebastian) Cammerich damals aus dem nahegelegenen Orte Kammerich übers „Gebirge" nach Wilberhofen eingewandert ist, liegt nahe, läßt sich aber aus den vorliegenden Urkunden nicht beweisen.

1712 gibt es in Rossel einen Johann und in Wilberhofen (1508 Wilbergaben, 1566 Weilberhoven, 1575 Wilberickhouen,

1582 Wilberhoffen, 1693 Wilberinghoven) einen Johann Peter Kammerich. Das Geschlecht breitete sich schnell aus, und wir finden schon bald Namensträger in Hoppengarten, Roth (bei Rossel), Stein, Mauel, Dattenfeld  und später auch in Dreisel und Schladern. Die Schreibweise wechselt zwischen C und K. Anton Kammerich  (der Gründer des Werkes in Berlin) wurde am 9. März 1835 in Wilberhofen geboren. Der Vater, Godefredus  (Gottfried) Kammerich (1875), betrieb dort eine kleine Landwirtschaft und eine Rotgerberei.

Er war verheiratet mit Margaretha geb. Etzbach, die ihm 8 Kinder schenkte.

Da vor 1860 noch keine Eisenbahn (bis Schladern) durchs Siegtal fuhr, übernahm er mit seinen Söhnen den Transport von Gütern aller Art nach Köln. Beim Bau der Eisenbahnstrecke Köln - Gießen setzte er sechs Pferdegespanne ein, um Traß aus der Eifel herbeizuschaffen.

Über Nacht verlor der Vater - durch eine Gefälligkeitsbürgschaft - Haus und Hof. Nun zog er mit seiner Familie in die Gegend von Altenkirchen „zum rauhen Beuel" (mhd. bühel, ahd. buel, buil = buhil = Bühl, Hügel). Der Sohn Anton begann einen Handel mit Saatgut, an dem sich auch die Brüder beteiligten. Das Geschäft entwickelte sich so günstig, daß der Vater den alten Stammhof wieder zurückkaufen konnte.

Dem Anton Kammerich, dem späteren Gründer der Kammerich-Werke, hatte das Schicksal viel Mut, Tatkraft und Geschäftstüchtigkeit in die Wiege gelegt; denn schon bald begann er einen Handel mit Feilen, die er aus Remscheider Feilenfabriken bezog. Den um neun Jahre jüngeren Bruder Gottfried brachte Anton Kammerich als kaufmännischen Lehrling zur Feilenfabrik Frohwein nach Radevormwald.

Auf ausgedehnten Geschäftsreisen kam Anton Kammerich auch nach Berlin und gründete dort am 19. Oktober 1863  zusammen mit der Berliner Kauffrau Anna Sophia Hansmann die offene Handelsgesellschaft „Hansmann und Kammerich".

Dem Unternehmen war eine überaus wechselvolle Geschichte beschieden. Die wichtigsten Stationen dieser Geschichte seien hier festgehalten.

1866 wandte sich die offene Handelsgesellschaft der Fabrikation von Feilen und Feilenhaumaschinen zu.

In Berlin-Nord, Fennstraße 27, wurden Geschäfts- und Fabrikationsräume erworben und der Name in „A. Kammerich u. Co." geändert. In Schladern a. d. Sieg wurde eine Verkaufsstelle errichtet.

1875 Frau Hansmann war inzwischen (1871) ausgeschieden und der Bruder des Anton Kammerich, Gottfried, eingetreten.

Peter Josef (gen. „Pitterjüpp") Kammerich leitete die Härterei der Feilenfabrik, Heinrich die Schleiferei und Josef wurde im Außendienst eingesetzt.

Die beiden ersteren behielten die kaufmännische Leitung. Ein Teil der Fabrikation wurde in die Heimat, nach Wilberhofen ins Siegtal, verlegt.

Der Bruder Johann Gerhard wurde als Gesellschafter aufgenommen, ferner die Schwester Maria Anna Kammerich.

1877 vereinigten sich die Gebrüder Kammerich „zu einer offenen Handelsgesellschaft behufs gemeinschaftlichen Betriebes der zu Wilberhofen bisher (seit 1875) von Peter Josef Kammerich unter der Firma A. Kammerich u. Co. betriebenen Feilen- und Sägen-Fabrik unter der gemeinschaftlichen Firma Siegthaler Feilen-und Sägen-Fabrik Gebrüder Kammerich" mit Sitz in Wilberhofen. Dieses Unternehmen ist noch heute im Besitz der Familie. Schon bald trennten sich die Brüder  Anton und Gottfried wieder von diesem Unternehmen und überließen es ihren anderen Brüdern.

Der Betrieb in Berlin war inzwischen ausgeweitet worden, man fertigte Eisenkonstruktionen, Jalousien, Schränke, Schatullen und verarbeitete Wellbleche.

1884 zog es die Berliner Brüder wieder ins Siegtal. In Schladern wurde ein Feinblechwalzwerk mit Verzinkerei und Verarbeitungsbetrieben für schwarze und verzinkte Wellbleche erworben. Die Firma „Eisenwerk Schladern A. u. G. Kammerich" belieferte das eigene Berliner Unternehmen mit Vormaterial. Johann Gerhard Kammerich war bereits 1879 durch Tod aus der Gesellschaft ausgeschieden.

1893 starb Anton Kammerich. Seine Erben und die übrigen Gesellschafter wandelten wenige Jahre später (1896) die offene Handelsgesellschaft ,,A. Kammerich u. Co." und das „Eisenwerk Schladern A. u. G. Kammerich" in eine Aktiengesellschaft um, die ins Grundbuch zu Waldbröl (nach dessen Anlegung in den Jahren 1890—94) als „Vereinigte Kammerich'sche Werke AG." mit Sitz zu Berlin und Zweigniederlassung zu Schladern a. d. Sieg eingetragen wurde. Anton Kammerich wohnte einige Jahre in der Poche zwischen Schladern und Rosbach.

Aus dieser Zeit (1889) stammen noch einige Aufzeichnungen, die wir in alten Schmiede-Konten-Büchern finden. Es handelt sich in den meisten Fällen über den damals üblichen Pferdebeschlag. Warum die Söhne Arthur und Walter des Anton Kammerich das Werk ihres Vaters nicht übernahmen und weiterführten ist heute nicht mehr zu ergründen.

Gottfried Kammerich wurde jedenfalls alleiniger Vorstand und blieb es bis zum Jahre 1901.

1898 näherte sich das Unternehmen seiner neuen und endgültigen Heimat. In Bielefeld erwarb die Gesellschaft die Firma „Stahlröhren-Fabrik Wrede u. Co.". Die Produktion umfaßte erstmalig nahtlose Präzisionsrohre, später kamen Fahrradteile und Transmissionswellen, im Jahre 1909 geschweißte Präzisionsrohre hinzu. Da es sich bei den nahtlosen Rohren um das sogenannte Mannesmann-Verfahren handelte,  so sei hier kurz auf diese umwälzende Erfindung hingewiesen:

Vor 78 Jahren, am 22. August 1886, gelang es den Brüdern Reinhard und Max Mannesmann in Remscheid zum ersten Male, aus einem massiven Stahlrundblock ein nahtloses Rohr zu walzen. Durch diese Krönung jahrelanger unermüdlicher Versuche wurde eine technische Umwälzung vollzogen.

Die Natur hat das Rohr als vollkommenes Konstruktionselement mit hoher Belastungsfähigkeit, geringstem Gewicht und geringsten Windangriffsflächen in vielfacher Weise ausgebildet, zum Beispiel im dünnen Getreidehalm, der die schwere Ähre trägt, im Bambusstab und im zierlichen Gebein der Vögel. Der Mensch hat sich schon früh die idealen Eigenschaften des Rohres zunutze gemacht, zunächst durch das Aushöhlen von Baumstämmen, viel später mit der Herstellung von : Metallrohren, die in Matrizen gegossen oder aus gerundeten Blechen zusammengeschweißt wurden. Die geniale Erfindung des Rohres ohne Nähte blieb den Brüdern Mannesmann vorbehalten. Sie verwandten viel Fleiß, Geld und Gedankenarbeit darauf.

Der „Trick" lag in einer bestimmten Anordnung der Walzen, nämlich ihrer Schrägstellung. Ehe sie ihren Schrägwalzapparat im Betrieb vorführen konnten, bezweifelten auch namhafte Fachleute, daß durch äußeren Druck im Innern eines Rundstahlblocks ein Hohlraum entstehen könnte.

Als vier Jahre später die Entwicklung des Pilgerschrittverfahrens - zwei Schritte vorwärts, einer zurück; daher Pilgerschritt (s. Echternacher Springprozession) - dem Schrägwalzen den letzten Schliff gab, begann das nahtlose Stahlrohr seinen Siegeszug um die Welt.

Als der große Erfinder Edison auf der Weltausstellung von Chikago 1893 nach seinem stärksten Eindruck gefragt wurde, antwortete er ohne Zögern: „Das nahtlose Stahlrohr".

Beim Bau der Kölner Bahnsteighalle waren auch Fachleute der Kammerich-Werke zum Vernieten der Eisenkonstruktion (1891-1894) eingesetzt. Konstruktiv neu war der leicht spitzbogige Querschnitt.

In Wilberhofen nahm man 1905 auch noch die Fabrikation von Preß- und Stanzteilen auf, wie sie für die Heeresfahrzeuge in steigendem Maße benötigt wurden.

In der Hauptsache wurden die Artilleriewerkstätten in Deutz, Danzig, Spandau, und Lippstadt beliefert. Im Durchschnitt wurden hier damals 50 Leute beschäftigt, und sehr oft zwang der hohe Auftragsstand die Leute zu Überstunden (Landrat Gerdes).

Nachdem der I. Weltkrieg verloren war,mußte diese Fabrikation eingestellt werden.

Die Feilenfabrik wurde durch die Brüder Karl und Kurt Kammerich bis zum heutigen Tage weitergeführt. Über den damaligen Leiter des Betriebes, Peter Josef Kammerich, der 1897 starb, sei aus dem Jahre 1896 noch eine  kleine Episode aus einem bäuerlichen Anschreibebuch (Dattenfeld v. d. Berge) erwähnt. Es heißt hier: „am 15ten September ist der Webermeister J. W. als arbeitsunfähig erklärt worden. Die Arbeitsunfähigkeit wurde durch Kammerich P. J. seinen Hundsbiss hervor gerufen.

Der Kassenarzt Ufer. 10 Tage an Krankengeld hat er erhalten 4% Mark, 2 Mark verdiente er pro Tag." An dieser Stelle sei noch festgehalten, dass beim Boxeraufstand (1900) in China die Firma Kammerich (Schladern) die Wellblechbaracken liefern sollte. Diese erreichten aber ihren Bestimmungsort nicht, denn der Aufstand war schon vorher niedergeschlagen. Sie kamen zum Truppenübungsplatz Elsenborn in der Eifel.

Auch die Jalousien der Burg (Landhaus) Windeck fertigten die Kammerich-Werke. Ingenieur Königs wurde 1890 ein Opfer der Sieg. Er hatte sich bei Hochwasser zu nahe an die Staumauer des Wasserfalls herangewagt.

Seine Kahnpartie wurde zur Tragödie; denn man fand ihn nach Wochen in Eitorf als seine Hand aus einer Sandbank ragte.

Das Werk in Schladern wurde 1905 verkauft.

1910 wurden, nach Rückschlägen durch die Wirtschaftskrise zu Beginn des Jahrhunderts, neue Aktien ausgegeben.

Mit der Übernahme der „Eisenhoch- und Brückenbau-Anstalt E. Belter u. Schneevogl", Berlin-Wittenau, änderte sich der Name in „Vereinigte Kammerich' und Belter u. Schneevogl'sche Werke Aktiengesellschaft". Zwei Jahre darauf wurde die Produktionsbasis erneut vergrößert. In Diedenhofen kam die Firma L. Kuck u. Co. und in Berlin die Firma J. Degenhardt GmbH, mit der Fertigung von Glasdächern, Dachentlüftern und Industriefenstern hinzu.

1914 zwang der Ausbruch des ersten Weltkrieges zur Bereinigung des vielseitigen Fabrikationsprogramms.

In Bielefeld wurde die Fabrikation nahtloser Präzisionsrohre erweitert, dagegen die Erzeugung von Trans­missionswellen eingestellt. Im Werk Diedenhofen wurde der Bau der Eisenkonstruktionen zusammengefaßt. Berlin-Wittenau konzentrierte sich ganz auf die Preßteilfabrikation und in Berlin, Fennstraße, wurden Rohre weiterverarbeitet, im wesentlichen für Heeresfahrzeuge.

1916 mitten im ersten Weltkrieg, entschloß sich die Leitung des Unternehmens - die Räumlichkeiten in Berlin-Wittenau 
reichten für die verlangten Leistungen immer weniger aus -, in Brackwede bei Bielefeld ein neues, großes Werk zu errichten,  das die chronische Platznot der Presserei in Berlin-Wittenau beseitigen sollte.

Im Oktober 1916 begann der Bau des Werkes auf einem angekauften Bauernhof, der sogenannten Schildmanns-Stätte.

Das Wohnhaus des Erbauers ist noch erhalten und trägt über der „Deelentür" die Inschrift: „ANNO 1794 DEN 15TEN SEPTEMBER HABEN WILHELM HENRICH BERGMANN UND ANNA MARIA ILSABEIN HANSMEIERS IETS BESITZERS DERR SCHILDMANS STÄHTE DURCH GOTTES HÜLFE DIESES HAUSS BAUEN UND AUFRICHTEN LASEN . ORA ET LABORA . BETH UND ARBEITE . D. M. H. E. M."

Zwei Jahre später war die Umsiedlung von Berlin-Wittenau beendet. In Brackwede wurde zunächst auf einer umbauten Fläche von 14600 qm produziert, großes Freigelände blieb verfügbar. Der Berliner Betrieb wurde verkauft.

1920, zwei Jahre nach Kriegsende und jetzt unter dem endgültigen Namen „Kammerich-Werke Aktiengesellschaft", begann das Unternehmen auf neuen Absatzgebieten Fuß zu fassen. Das Kriegsende hatte die gesamte Pressereifertigung zum Erliegen gebracht. Nun entstand neuer Bedarf bei den Waggonfabriken.

Ein weiterer wichtiger Großkunde wurde die sich entwickelnde Automobilindustrie.

1921 wurde zur Versorgung der Bielefelder Kalt-Zieherei die erste eigene Stoßbank errichtet.

1924 und die folgenden Jahre waren schwere Zeiten für die Existenz des Unternehmens. Die Schwierigkeiten wurden im wesentlichen wohl durch eine unglückliche Einschätzung der eigenen Möglichkeiten bedingt - immer größer.

Eine durchgreifende Sanierung war erforderlich, wenn das Schlimmste verhütet werden sollte.

1926 kam diese Hilfe. Die Hahn'schen Werke AG., Berlin, übernahmen die Aktienmehrheit, und Herr Dr. Georg Hahn wurde Vorsitzer des Aufsichtsrates.

Die Generaldirektion Berlin, durch die Gründung vieler Tochtergesellschaften immer größer geworden, wurde aufgelöst und die Verwaltung nach Brackwede verlegt.

Wohl standen dem Unternehmen noch schwere Jahre bevor, doch durch den bestimmenden Einfluß des Großaktionärs kam wieder Ordnung in das Geschehen.

1930 wurde in Auswirkung der Weltwirtschaftskrise das Bielefelder Werk geschlossen und der Maschinenpark nach Brackwede überführt.

Damit ist dort die Gesamtproduktion und auch die Verwaltung zentral zusammengefaßt. Das Fertigungsprogramm wurde bereinigt und nach sorgfältiger Beobachtung der Absatzmöglichkeiten ausgerichtet. Es umfaßte nunmehr warmgewalzte Stahlrohre, nahtlose Präzisionsstahlrohre und Stahlblechpreßteile.

Seit diesem Zeitpunkt hat sich an dem Erzeugungsprogramm nichts mehr geändert.1938 ging das Unternehmen zu fast 100 Prozent in das Eigentum der Mannesmann AG über. Im großen und ganzen blieb man bei den altbewährten Erzeugnissen. Als Ausnahme wurde zugunsten der Fertigung von Spezialrohren für den Flugzeugbau auf die Gasrohrerzeugung verzichtet. Im zweiten Weltkrieg gewann die Weiterverarbeitung von Rohren und die Herstellung schwieriger Bauelemente aus Preßteilen und nahtlosen Hohlkörpern immer mehr an Bedeutung.

  • erhielt das Werk bereits im Juni eine beschränkte Produktionserlaubnis. Von Kriegsschäden sind die Anlagen verschont geblieben,

  • aber der Anlauf der Produktion war beträchtlich erschwert und behindert infolge der Beschlagnahme von Maschinen und Anlagen

  • durch die Besatzungsmacht. Sie hielt auch wesentliche Teile der Fabrikationsstätten und des Werksgeländes für mehrere Jahre besetzt.

  • wurde die Produktionserlaubnis erweitert. Die eigentliche Aufwärtsentwicklung begann - wie in der gesamten deutschen Industrie - mit dem Tage der Währungsreform am 20. Juni 1948.

1951 ging auf Grund einer Vereinbarung mit der Mannesmann AG die Aktienmehrheit wieder auf die Aktionärsgruppe Hahn über.

Nach drei Jahren übernahm jedoch die Mannesmann AG endgültig die qualifizierte Mehrheit des Unternehmens.

Die Familie Hahn blieb dem Unternehmen, wie auch der Mannesmann AG, freundschaftlich verbunden.

1963 waren 100 Jahre seit der Gründung des Unternehmens, durch Anton Kammerich, vergangen. Im Jubeljahr wurde es 70 Jahre, dass der Werksgründer auf dem Friedhof Melaten zu Köln bestattet wurde.

Beim Aufbau seines Werkes hatte er seine Kräfte allzu früh verzehrt; denn er wurde nur 58 Jahre alt.

Die Gräber (seine Gattin starb am 6. April 1905 und ruht an seiner Seite) wurden 1952 eingeebnet.

Seine Zweiggründung - der Betrieb in Wilberhofen-Breitenbruch - befindet sich noch heute im Familienbesitz.

Hier werden noch immer Feilen gefertigt, jenes Erzeugnis, womit einst Anton Kammerich seinen Handel und die spätere

Fabrikation in Berlin begann.

Wenn auch 1901 das letzte Familienmitglied in der Person des Gottfried Kammerich aus dem Hauptunternehmen -

dem einstigen Gründungsbetrieb zu Berlin - ausschied (er starb 1910 und ruht auf dem Friedhof zu Dattenfeld), und auch  heute kein Grabstein mehr von der Ruhestätte des Werksgründers kündet, so hat er sich doch selbst das schönste Denkmal  in der Form seines Lebenswerkes gesetzt.

Seine Mitarbeiter (Karl Strässer hatte sich u. a. vom Laufjungen bis zum Direktor emporgearbeitet. Er war in Rosbach-Kleehahn (Sieg) geboren und war als Sohn unserer Heimat sogar von 1920 - 1946 Vorstandsmitglied) und Nachfolger haben in seinem Geiste seinem Werk zu einem immer größeren wirtschaftlichen Aufschwung verholfen. Die Erzeugnisse des Werkes tragen den Namen des Gründers noch heute - und hoffentlich noch ein zweites Jahrhundert - in fast alle Länder der Erde.


 Autor: Karl Ludwig Raab

QUELLEN:

Emil Hundhausen, Heimatforscher

Ungedruckte Quellen (Akten folgender Stellen):

Amtsgericht, Waldbröl, Friedhofsverwaltung Melaten, Köln, Gebrüder

Kammerich, Wilberhofen-Breitenbruch, Kammerich-Werke, Brackwede,

Pfarramt, Dattenfeld. Gedruckte Quellen und Literatur:

Dittmaier, H., Siedlungsnamen und Siedlungsgeschichte des Bergischen

Landes, Neustadt a. d. A. 1956.

Festschriften zum 90 jährigen (1953) und 100 jährigen (1963) Bestehen der Kammerich-Werke, Brackwede.

Gerdes, Bericht über die Verwaltung und den Stand der Kreis-Kommunalangelegenheiten des Kreises Waldbröl für die Jahre 1909-13.

Hundhausen, E., Im Banne der Heimat, Schladern 1961.

Löttgen, O. E., Festschrift zum 50jährigen Stiftungsfest des MGV. „Einigkeit" Obernau (Sieg) 1960.

Sturmfels-Bischof, Unsere Ortsnamen, Bonn 1961.

Zitzen, E. G., Scholle und Strom, Bonn 1960.

Für schriftliche Mitteilungen danke ich:

Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises, Ausgabe 33/März,juni 65 87/88

Walterscheid, Rheinlandia Verlag Siegburg

Kammerich, Anny, Mönchengladbach 1964 (1965)

Lückeroth, Franz, Dattenfeld 1964

Bäuerliches Anschreibebuch, Dattenfeld v. d. B.

Schmiede-Konten-Buch, Sieg b. Rosbach

Kölner Stadtanzeiger, Köln 1964

Kammerich-Werke, Brackwede 1963/64

Presseberichte, für mündliche Mitteilungen:

Happ, F., Wilberhofen 1964

Kammerich, Kurt, Wilberhofen-Breitenbruch 1964 Lückeroth, F., Dattenfeld 1963 / 64 Schneider, E., Schladern 1963.

 

 

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