Rossel und Wilberhofen im Kirchspiel zu Dattenfeld
Siehe: Das Christentum kommt nach Windeck
Siehe: Die Kapellen zu Wilberhofen
Das Kirchspiel zu Dattenfeld läßt auf 1100 Jahre Leben mit und an der Kirche zurückblicken. Eine Schenkungsurkunde
aus dem Jahre 895 überliefert mit die erste Nennung des Names Dattenfeld.
Die damals dem Cassiusstift zu Bonn gemachte Schenkung einer Kirche und eines Gutshofes ist die Keimzelle des
Kirchspiels zu Dattenfeld gewesen. Die Mönche des Bonner Cassius-Stifts verbreiteten die Neue Lehre im Land an der
Sieg.
Die Wurzeln des Cassius-Stift reichen bis in das 4. Jh. zurück. Die Mönche des Bonner Cassius-Stifts verbreiteten die
Neue Lehre im Land an der Sieg. Damals wurde die erste Kirche auf einem römisch-früh-christlichen Gräberfeld errichtet
und dem Gedächtnis der Märtyrer Cassius und Florentius geweiht. Dieser Kirche wurde im Jahr Anno 691 ein Stift
angeschlossen, dessen Mönche das Christentum im Umland verbreiteten.
Das Cassius-Stift unterhielt nachweisbar Höfe zu Rheidt, Wahlscheid und zu Dattenfeld. Außerdem besaß es
die Kirche und den Zehnten zu u.a. von Leuscheid und Herchen.
Das Ganze belegt eine Urkunde des Papstes Innozenz II. vom 31. März 1131 bei seiner Anwesenheit in Lüttich.
St. Cassius, Auszug aus der Urkunde vom 31. März 1131:
Papst Innozenz II, nimmt die Bonner Kirche auf Bitten des Propstes Gerard, des Dekan Gerard und der übrigen Brüder in
den Schutz des heiligen Petrus und des Apostolischen Stuhls und statuiert, dass alle Besitzungen und Güter,
die diese Kirchen jetzt rechtens und kanonisch besitzt oder künftig durch päpstliche Konzession, fürstliche
Freigibigkeit und Spende der Gläubigen erlangen kann, ihnen und ihren Nachfolgern sicher und unangetastet verbleiben
sollen, nämlich u.a. der Hof Dattenfeld (-uelt), die Kirche Herchen, und viele andere.
Des weiteren bekräfigt er die Freiheit der Bonner Kirche, dass die zu ihr gehörenden Kirchen von jedem bischöflichen
Zins frei sind, soweit sicher ist, dass sie dieses Recht bis heute unangefochten besessen haben.
Wer diesen Besitz der Bonner Kirche angreift und dieser Konstitution zuwiderhandelt, unterliegt nach dreimaliger
Mahnung der Exkommunikation.
Datum Leodij per manum Aimericii sancte Romane ecclesie diaconi cardinalis et cancellarii II. Kl. indictione VIII.
incarnationis dominice anno 1131 pontificatus vero domini Innocentii.
Urkunde von Papst Innozenz II, Anno 1131
St. Cassius, Ablassbrief von Godefrid, Probst zu Bonn von Anno 1256.
siehe: St. Cassius, Ablassbrief von Anno 1256
St. Cassius, Graf zu Sayn (Seyne) bekundet über den Hof zu Dattenfeld von Anno 1377.
siehe: St. Cassius, Graf zu Sayn bekundet über den Hof zu Dattenfeld
Das Zehnt und die Zehntabhängigkeit,
im Kirchspiel zu Dattenfeld beschreibt in alten Urkunden die damalige Abgabenordung an die Kirche oder die
Grundherren.
Im Jahre 1514 verpachtet das St. Cassiusstift den Zehnt im Kirchspiel Dattenfeld, nämlich in „hoppengarten
dattenfelt wylnerhoven (Wilberhofen) und dresau (Dreisel) an Wilhelm Nesselrode, den Amtmann von Windeck.
Die Höhe des Zehnt änderte sich in Laufe der Geschichte und war regional verschieden.
Arten des Zehnt:
Großer Zehnt: Abgabe von allem, was Halm und Stengel trieb, von allen Früchten die gemahlen werden konnten.
Kleiner Zehnt: Abgaben von allen Garten- und Baumfrüchten sowie Kräutern.
Blutzehnt: Abgabe von neugeborenem Vieh oder Tieren.
Rottzehnt: Abgaben aus der Bewirtschaftung von gerodetem oder urbar gemachtem Land.
Alte Zehnt: die heutige Kirchensteuer.
Interessant sind die alten Namen: uff dem Paytzheydt (Pattscheidt), uff dem eychstock (Eichstock), uff dem parseyfen
(Parseifen), engelbach (Engbach).
Wilberhofen ist in dem Dokument aus dem Jahre Anno 1447 erwähnt. In der Liste sind Namen von den Boten,
die herzögliche Gefälle erhoben haben, es wird für das Kirchspiel zu Dattenfeld ein Johan van Wylberhouen
erwähnt (Erstbenennung von Wilberhofen) .
siehe: Dokument aus dem Jahr Anno 1447:
siehe: Besitzungen in Rossel des Grafen Bertram von Nesselrode
Rossel wird nur in Zusammenhang mit dem Rottzehnt genannt wird. Erwähnt wird, daß der Pastor hier Zehntansprüche
besaß.
Dies ist sicherlich mit dem dort liegenden Pastorat Wiedenhof, dem Pfarrgut, zu erklären. Möglicherweise war durch
die Zehntansprüche des Pastors eine Befreiung von allgemeinen Zehntleistungen gegeben.
Der Wiedenhof war ursprünglich Wohnung des Pastors und zu seiner Versorgung mit Gütern ausgestattet. Später,
nachdem Dattenfeld Sitz des Pastors wurde, wurde der Wiedenhof verpachtet. Ein Hinweis aus
dem Urvermessungsgrundriss von 1830 ergibt,
daß in der Gemarkung Rossel die meisten Besitzungen lagen, und damit vielleicht die Nähe des Wiedenhofes notwendig war.
Bericht des Pastors Hermann Wurtz vom 27. April 1582 :
In der Pfarrkirche Dattenfeld ist eine Vikarie, S. Anthoni Altar genannt. Zum Kirchspiel gehört die Kapelle S. Adelgundis
zu `“Wylberkoffen“.
Der Herzog ist Kallator der Pfarrkirche. Kollator der Vikarie war der verstorbene Bertram von Nesselrode, jetzt sind es
die Erben des Franz vom Loe zu Wyssen, von denen er sie empfangen habe. Die Kollation der Kapelle hat die ganze
Gemeinde gemäß der Fundation (Stiftung). Petrus Wurtz von Bergen war sein Vorgänger. Er, der Pastor verwahre die
Fundationen der Kirche und Kapelle.
Zum Einkommen des Pastors, er bewohne den „Widemhof zu Rassawell“ (Rossel), der ungefähr ½ Viertelmeile von der
Kirche liege, er bebaue ihn mit einem Pferd durch Dienstboten, habe für das Pferd auch das nötige Heu. Ebenso habe er
aus der Mark (Gemeinschaftswald) ´glichs anderen ganerben (Genossen) notdurftig Holz.
An Zehntfrüchten habe er 4 Malter Korn, 2 Malter Gerste, 12 Malter Hafer.
(1 Malter = ca. 143 Liter).
Die Vikarie hat jährlich Einnahmen von den Gütern zu Rassawell 7 ½ Gulden. Die zugehörigen 2 Ort Wiese gebrauche er
selbst, ebenso die zur Kapelle gehörigen 1 Ort Wiese im Werdt.
Die Geschichte der Pfarrhäuser im Kirchspiel :
Nach den bisher bekannten Unterlagen wird das wahrscheinlich erste Pfarrhaus in den Visitationsberichten (1582) durch
Pastor Hermann Wurtz benannt:
Er bewohnte auf dem Wiedenhof in Rossel und bewirtschaftete das dazugehörige Land mit einem Pferd.
Wiedenhof (auch Widdum, Widemhof, Widumhof) bedeutet Pfarrgut und kann übersetzt werden mit „das Gewidmete“. Es
ist also nicht falsch anzunehmen, daß der Wiedenhof mit seinem Land von einer
begüterten Familie der Pfarrei -vielleicht als Wohnsitz für den Pfarrer – gestiftet worden sei. Rund 50 Jahre nach Wurz
hören wir auch von Pfarrer Robens, er wohne auf dem Wiedenhof und man habe dort seine
Wohnung verwüstet. Und wiederum 100 Jahre später fasst Pfarrer Dücker den Plan, in Dattenfeld ein Pastorat zu bauen,
die jetzige Vikarie. Die Begründung für dieses Vorhaben war weitgehend die große Entfernung
des Pfarrhauses von der Pfarrkirche. Der Wiedenhof wurde verpachtet.
Die ersten Pächter sind „Johannes petter Strässer“ und „better jost“, Verpächter ist „Henricus Engel pastor“, „pfacht brief
über den Wiedenthumbs hoff zu Roßel de anno 1771 in 1774 et. Seq. (und folgende).
Von seiten zeitl. Pastor zu Dattenfeld henricus Engel und Johannes Peter Sträßer und Johann Peter Joest.
Der Pachtvertrag umfaßt 10 Punke, von denen der erste die Höhe des Pachtzins angibt:
Pacht jährlichs in Summa von 15 Reichstaler.
1823 hat der Pächter Peter Sträßer 116 Rthler 36 Stüber Schulden. Das Wiedengebäude wurde im Jahre 1825 dem
Meistbietenden zum Abriß überlassen.
Anno 1637 in fine Januarii hat Johan de Werth intercipiert die Ehrenbreitsteinische hessische proviandirungh und seindt
baldt darauff Wertische Selviagarden in die Aembter kommen liß Daß zu halbfasten Im Sontagh laetare
dahir Im dorff Dattenfeld ankommen Obristen Fallois logirte Im hauß Jacobi Robens com familia, und durchs gantze dorff.
Item zu Wilberhouen hoppengarten und Roßel eine Compagnia Reutter
(Reiter) Rittmrs Stockhausen ( Rittmeister Stockhausen Seite1 , Rittmeister Stockhausen Seite 2 )
der bei Arnts Peter logirte. Zogen von hinnen auf Oster Montag.
Aus den Kirchenbüchern :
Anno 1636
Eodem anno den 3 Julii kamen widerumb Obristen Westphalen ins Kirspel Dattenfeld mit 2 Regiment zu pferdt, lagh daß
Munstrische Zu Wilberhouen und der Obrist Dinas Lurich genant auff den widenhoff (Wiedenhof),
schneiden beinahe alles heu ab zu Roßel und Wilberhouen auch etwas dahir zu dattenfeld. Item auch der haber hinder
dem Widenhoue zu roßel wardt abgemehet und geweidet, so doch dernach wider
außgeschlagen und zimlich gerathen.
Taufen :
Die erste Eintragung.
13. Jan.1619 | Lentz zu Roßel |
21. Jan. 1623 | Moritz Schneider zu Roßel |
2. Okt. 1642 | Kind des Adam Reinharts und Ehefrau Halfmann zu Wilberhofen |
Febr. 1648 | Kind Weber von Rossel, Schulmeisterin Maria ist Patin |
So.n.O. 1648 | Kind Johann, Vater ist Johann Halfmann Wilberhofen (hoenen hoff) |
So.n.O.1648 | Kindes Diederichs, Vater Kirchmeister |
1. Aug. 1747 | Taufe des Kindes Joest aus Wilberhofen. (Patin: Sophia von Hoen aus Bruch) |
31. Aug. 1762 | Unter dem Namen Weiffen uneheliche Zwillinge, Junge u. Mädchen |
9. Jan. 1783 | unehelich Kind Pütz aus Rossel |
Bruderschaften :
Erstmals 1751 werden 47 Mitglieder in eine Bruderschaft Jesu Maria, Josef eingetragen, unter denen auch je einer
aus Leuscheid und Hermesdorf ist.
Nicht nur einfache Leute finden sich zusammen, sondern es sind auch Mitglieder einflußreicher Familien aufgeführt.
Die letzte Aufnahme von Mitgliedern in die Bruderschaft ist 1822 festgehalten. Besonders hervorgehoben ist der
Eintritt des Lehrers von Rossel, des Herrn Johann Jakob Schmeis, im Jahre 1818.
Autor: Karl Ludwig Raab
Quellenverzeichnis: Dattenfeld 895-1995
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