Fischfang, Salme in der Sieg, Anno 1865

 

Zeichnung: Lachs (Salm)

siehe: Lachse in der Sieg









Foto: Fischereirechte in Röcklingen ab 1831



Foto: Angelverordnung Röcklingen 1896



Am 17. Okt. 1896 richtet der Regierungspräsident in Köln an Herrn Karl Fr. Kuchheuser in Röcklingen folgendes Schreiben:
"Auf den Antrag vom 20. Sept. ds. Js. will ich auf Grund des §3 No. 3 der Allerhöchsten Verordnung vom 23. Juli 1886, betreffend die Ausführung des Fischereigesetzes in der Rheinprovinz, vorbehältlich jederzeitigen Wiederrufs die nur für ihre Person und ihren Sohn Albert gültige Erlaubniß ertheilen, in Ihrer Sieg-Fischerei d.i. von der früheren Herchener Mühle -oberhalb Herchen - bis zum Kaltbach während der diesjährigen Winterschonzeit, jedocj erst vom 15. November ab bis 14. Dezember d. Js. einschl. ausgenommen, die wöchentliche Schonzeit, die Lachsfischerei auszuüben. Ich mach zur Bedingung, daß den laichreifen Lachsen der Laich entnommen  und zwecks künstlicher Ausbrütung an die Anatomie in Poppelsdorf abgeliefert wird. 




Foto: Strafbefehl in Röcklingen wegen unbefugter Fischerei 1876




Wappen der Familie Salm-Salm




Reich an Fischen ist die Sieg. Seit der Zeit, dass wir Kunde haben von den Anwohnern des Flusses, beanspruchten die Kaiser als Regale, dann die Geistlichkeit und der Adel auch das Gerechtsam der Fischerei, als eines ihrer bedeutsamsten Privilegien. Schon im Monate März melden sich die ersten Zugfische, namentlich die Makreele (Sc. scomber) und die Gusshechte (Esox lucius). Aus dem fernen Meere kommend, ziehen sie rheinaufwärts und suchen, in dichte Schaaren die Sieg hinaufschwimmend, die seichten Stellen, um hier zu laichen. Die Makrele ist kennbar durch die vielen weissen Pöckchen auf dem Kopfe. Es fängt jetzt die Thätigkeit der Fischer an, da der Fischfang von der Regierung verpachtet ist. Nach den Makreelen kommen im Mai die Alsen (Culpea alosa), welche man am Niederrhein, nach der Zeit ihres Erscheinens, Maifische nennt. Ihr Fang ist oft sehr ergiebig, oft unglaublich die Menge der Fische, die sich den Fluss hinaufdrängen. Ein Fischerei-Pächter in Mondorf machte in einem Jahre allein durch den Alsenfang 2100 Thlr. Gefangen werden diese Fische mit Streichnetzen, die Hechte jedoch auch mit Speeren und Schlingen.

 

Zeichnung: Barsch


Am einträglichsten war früher der Salmen- oder Lachsfang. Der Lachs (Salmo solar) geht Ende Juli und Anfang August aus dem Meere rheinaufwärts und sucht die Nebenflüsse, um zu laichen.

Bei hohem Wasserstande steigen viele Lachse die Sieg hinauf, deren Fang die Fischer besonders beschäftigt, da derselbe am lohnendsten. Die Fische schnellen beim Steigen über kleine Hindernisse, indem sie den Schwanz bis zum Maule krümmen, und dann mit Kraft ihre horizontale Stellung einzunehmen suchen, sich eine springende Bewegung geben. Hat man doch den lateinischen Namen: Salmo von dem Zeitwort: salire, springen, herleiten wollen, so dass salmo nichts Anderes als der Springer bedeutet.

Man hat bei Siegburg und am Einfluss der Agger, wo die Sieg nicht mehr schiffbar ist, grosse Deiche in den Fluss gebaut, so dass das Wasser 5 oder 6 Fuss tief fällt, und die Fische natürlich nicht über diese Wehre hinweg kommen können. Auch den Übergang versuchen sie, werden aber vor den Deichen durch Hebegarne, „Blitze“ genannt, in Menge gefangen, da sie sich hier zusammendrängen.

Viele werden aber auch die Beute der Schleif- oder Streichnetze der Fischer.

Eine grosse Unterhaltung gewährt das Speerfischen, auf welches sich besonders die Fischereifrevler verlegen. Zur Laichzeit graben sich die Lachse in den Furten und an seichten Stellen des Flusses Vertiefungen, um in denselben ihre Laiche abzulegen. Seinem Naturtriebe folgend, ahnt der Fisch, gleichsam taub und blind, den auf ihn lauernden Jäger nicht, dessen Faust mit der grössten Sicherheit die an einer langen Stange befestigte dreizinkige Harpune schleudert und fast nie seine Beute verfehlt. Auch die Stille der Nacht wird zum Speerfischen benutzt. Grosse Strohfackeln erleuchten die Ufer des Flusses, dessen Furten mit Steinen verlegt sind, über welche der steigende Lachs schnellen will, um in demselben Augenblicke das Opfer des Speerfischers zu werden. Es kommen im Siegflusse bis zu 30 Pfund schwere Lachse vor. In der letzten Zeit hat der Lachsfang in der Sieg und in den anderen Nebenflüssen des Rheins jedoch bedeutend abgenommen, weil in Holland am Ausfluss der Rheinarme zu Viele weggefangen werden, wenn sie das Meer verlassen um flussaufwärts zu steigen.


Zeichnung: Hecht

Als Salmling, Säbling oder Schwarzreiterlein steuert später der junge Lachs, ein Leckerbissen für Feinschmecker, siegabwärts, um mit dem Rheine, seinem eigentlichen natürlichen Aufenthaltsorte, dem Meere zuzuschwimmen, und, ausgewachsen, entgeht er den tausenden ihm in seinem Elemente drohenden Gefahren, wer weiss, auch einmal die Sommer-Rheinfahrt zu wagen.

Der Kölner-Fischerei-Verein sandte im Jahre 1903 an alle Fischereiberechtigten die folgenden Bestimmungen zum Lachsfang an der Sieg:
u.a. Die Schonzeit für den Betrieb der Fischerei in der Sieg und deren Zuflüssen ist durch die Verordnung vom 3. Mai 1897 §3 Nr. 3, außer vom Samstag Abend 6 Uhr bis Sonntag Abend 6 Uhr, auf die Zeit vom 15. Okt. morgens 6 Uhr bis 14.Dezember abends 6 Uhrfestgesetzt. Seitens der Königlichen Regierung in Cöln werden jedoch für diese Zeit zum Fang der Lachse besondere Erlaubnisscheine ausgestellt mit der Bedingung, daß die gefangenen Tiere bis zur Laichreife aufbewahrt und daß die befruchteten Eier abgeliefert werden. Der zum Fang berechtigte muß zu dem Zweck 2 Fischkasten von mindestens 1,50 m Länge, 0,60 m Breite und 0,50 m Tiefe bereit halten. In den Kasten werden Männchen und Weibchen getrennt untergebracht.
Wegen Aufbewahrung und Ablaichung der Lachse hat der Fischereiberechtigte den Anordnungen des vom Kölner Fischschutzverein Beaufragten zu fügen. Für die Zeit vom 4. Nov. bis 15. Dez. stellt der Fischschutzverein 3 Jäger als ständige Aufsichtsbeamte; außerdem läßt derselbe noch durch besonders Beauftragte die Aufsicht ausüben. außerdem lät derselbe noch durch besonders Beauftragte die Aufsicht ausüben. Die Anweisung für die Jäger ist, wie auch die Angabe ihrer Wohnung, beigefügt. Für das Laichgeschäft liefert der Kölner Fischutzverein den Beteiligten emaillirte Eimer von ungefähr 15 L. Inhalt zur Aufnahme von 40.000 Lachseiern, 1 emaillirtes Schöpfgefäß von ungefähr 1 l. Inhalt. 1/2 Dutzend Gänsefedern zum Anrühren der Eier, 1 Zwinge zur Entfernung der Fremdkörper oder schadhafter Eier und Handtücher.
Das Laichgeschäft vollzieht sich wie folgt: Die vom Fischschutzverein zu dem gelieferten Gegenstände sind bereitzustellen; Eimer und Schöpfgerät werden mit klarem Bachwasser gespült und getrocknet.; Zwinge und Gänsefedern werden abgeputzt. Zum Abstreifen selbst sind 3 Mann notwendig. Zuerst kommt der weibliche Lachs an die Reihe. Einer hält den Kopf mittels eines hinter die Kiemen geschlungenes Handtuches fest, ein zweiter wickelt den Schwanz mit einem Handtuche fest ein. Der ganz Fisch wird dann so über den Eimer gehalten, daß die Eier gegen die Wandung fließen müssen.
Das Absteichen besorgt der 3. Mann indem er mit der Hand zwischen Daumen und Handfläche leise langsam vom Kopf unter dem Bauche nach Geschlechtsöffnung hinstreicht. 2 bis 3 Weibchen können hintereinander in 5 Minuten abgestrichen werden. Zur Befruchtung der gewonnenen Eier genügt in der Regel die Milch eines Männchens, bei einer größerern Zahl Eier ist es praktisch, zwei Männchen zur Befruchtung zu nehmen. Die Milch des Männchens, welches in ähnlicher Weise behandelt wird wie das Weibchen, spritzt in weißem Strahle über die Eier. Mehrere solcher Strahlen genügen. Zwischen dem Ablaichen der Weibchen und der Befruchtung durch das Männchen, darf nur wenig Zeit liegen.
Sofort nach dem Aufspritzen der Milch rührt man die Eier mit dem Federkiele sorgfältig um bis alle Eier von der Milch umflossen sind. Alsdann füllt man das Schöpfgefäß mit klarem Bachwasser, gießt 1 bis 2 Liter davon langsam zu und rührt mehrere Male um. Nach einer abermaligen Pause von 5 Minuten kann man jetzt soviel Bachwasser langsam zugießen, daß der Eimer überläuft. Der Kölner Fischschutz-Verein.




Zeichnung: Eisvogel

 

Foto: Eisvogel

 

Für den Freund des Fischfangs sattsame Gelelegenheit, seine Lust zu büssen. Wir werden aber auf unserer Siegfahrt noch oft der Unterhaltungen gedenken müssen, welche die Sieg und ihre Nebenbäche namentlich dem Angler in so reichem Masse bieten.






Zeichnung: Reiher

 

 

Quelle:Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch „Das Siegthal“ von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.

 

 


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