1) Persönliche Daten von Karl Kammerich | |
a) Geburtsdatum: 19.11.1882 oder 21.11.1882? b) Größe: 1,65 m, Gewicht: 60 kg (mit 58 Jahren), Augenfarbe: blau, Haare: grau c) Tätowierung am rechten Unterarm d) Religion: römisch-katholisch |
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2) Schulbildung: | |
Volksschule Rossel 01.04.1888 – 01.04.1896 mit Abgangszeugnis | |
3) Berufsweg: | |
a) 01.04.1896 – 01.04.1899: Lehrling bei der Firma Gebr. Kammerich, Dattenfeld b) 01.04.1899 – 01.05.1908: Offizierstellvertreter bei der Kaiserlichen Marine c) 01.05.1908 – 22.02.1921: Hafen- und Polizeimeister im Reichskolonialdienst d) Ab 22.02.1921: Pensionierung wegen einer Tropenkrankheit |
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4) Auszeichnungen: | |
a) 23.10.1911: Militärehrenzeichen II. Klasse, Eingeborenen-Aufstand
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5) Mitgliedschaften in Organisationen: | |
a) NSDAP: ab 01.05.1937, Mitgliedsnummer: 4617693 b) NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt): ab 06.01.1937, Mitgliedsnummer: 2006300 c) NS-Reichskriegerbund: ab 01.04.1937 d) Deutsche Jägerschaft: ab 01.04.1937 e) Reichskolonialbund: ab 01.05.1938, Mitgliedsnummer: 39804, Vertreter eines Ortsverbandsleiters 01.05.1938 – 01.06.1943 Anmerkung: Einfaches Mitglied, Monatsbeitrag 0,25 RM, wurde vom Ortsgrup penleiter trotz Protestes bestimmt, solange den Ortsverband zu führen, bis ein andere Person bestimmt wird. f) Reichsluftschutzbund: ab 1938, Mitgliedsnummer: Rosbach 853 g) VDA (Volksbund für das Deutschtum im Ausland): ab 01.11.1938, Mitgliedsnummer: 45397 |
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6) Stimme bei Wahlen: | |
a) Novemberwahl 1932: Deutschnationale Volkspartei b ) Märzwahl 1933: Deutschnationale Volkspartei |
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7) Funktionen im II. Weltkrieg: | |
a) Postenführer bei der Landwacht zu Unterstützung der Polizei: 1943 – 1945 | |
8) Einkommen: | |
a) Von 1930 bis 1945 Ruhegehalt vom Versorgungsamt Koblenz ansteigend von ca. 2.400,- bis ca. 3.000,- Reichsmark netto | |
9) Auslandsaufenthalte: | |
a) 1899 – 1907: Seefahrten mit der Kaiserlichen Marine nach: Südamerika, Nordamerika, England, Schweden, Norwegen, Dänemark, Russland, Indien, Australien, Afrika b) 1908 – 1915: Als Kolonialbeamter in (Ponape) Neuguinea c) 1915: Als Kriegsgefangener in Japan d) 1917 – 1919: Als Soldat in Palästina Alle Auslandsaufenthalte „auf Staatskosten“ |
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10) Eingruppierung bei der Entnazifizierung: | |
a) Bescheid des Versorgungsamtes Köln, Zweigstelle Troisdorf vom 18.07.1946. Auf Anordnung der Militärregierung werden die Pensionszahlungen ab dem 01.08.1946 eingestellt wegen der Tätigkeit eines Ortverbandsleiters des Reichskolonialbundes vom 01.05.1938 bis zum 01.06.1943 b) Schreiben des Carl Kammerich an den Entnazifizierungsausschuss des Amtes Dattenfeld vom 02.08.1946 c) Entnazifizierungsausschuss des Amtes Dattenfeld vom 24.08.1946 Betrifft: Karl Kammerich, 64 Jahre alt, Polizeimeister a.D. in Wilberhofen, Breidenbruch, Mündliche Verhandlung vom 21.08.1946 „Kammerich hat sich als ehemaliger Kolonialdeutscher aktiv für die Ziele des Dritten Reiches, d.h. Grossdeutschland und die Rückgewinnung der Deutschen Kolonien eingesetzt. Einer besonderen Gehässigkeit dagegen hat er sich nicht bekleidet. In diesem Zusammenhang muss auch die Organisierung der Ortsgruppe des Reichskolonialbundes im Amtsbezirk Dattenfeld aufgefasst werden. Der Ausschuss ist wohl der Ansicht, dass die Tätigkeit K. für das Nazi-System ausgeübt wurde und steht daher auf dem Standpunkt, dass eine Entnazifizierung nach VO. 24 in Frage kommt.“ d) Bescheid „Military Government of Germany“ vom 15.10.1946 In der deutschen Version: „Kammerich hat sich propagandistisch für die Ziele Großdeutschlands eingesetzt. Vorgeschlagen, seinen Einspruch gegen die Verfügung des Versorgungsamtes Köln vom 18.04.1946 zu verwerfen.“ Dann werden noch die Mitgliedschaften aufgelistet. Handschriftlich: Kann 50% Pension behalten. Alter Kolonialsoldat, der immer die … (Rest unleserlich); Kategorie IV (Mitläufer), ohne Sperre In der englischen Version: „He was a propagandist for the ways „Grossdeutschland“. We propose to reject his appeal against the order of the Vers.Amt.Köln.“ Dann werden wieder die Mitgliedschaften aufgelistet. „May receive pension of 50%“ Direct. 24, 5a „Old Kolonialsoldat, who had a great longing to the black continent. Inspired for colonies. He was no nazi.“ Unterzeichnet: H. E. Morgan PSO II, HQ Mil Gov 808 Cologne RB (03.10.1946) Major J. C. Alexander, Supervising Military Government Officer (15.10.1946) |
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Entnazifizierungsakte 1 , Entnazifizierungsakte 2 , Entnazifizierungsakte 3 , Entnazifizierungsakte 4 |
recht herzlichen Dank an Herrn Joachim Schneider für diesen Bericht
Bericht aus dem Tagebuch der Hild Klein geb. Kammerich über ihren Onkel Carl:
Als ersten stellt sie Carl ( 1882 - 1958 ) vor. Den gut gemeinten Rat der Familie, sich entweder im Betrieb zu entfalten oder den soliden Beruf des Lehrers zu ergreifen, schlug er lachend in den Wind. Das warme Nest überließ der den Geschwistern. Es zog den Draufgänger aus der Enge des Dorfes in die weite Welt hinaus. Als Schiffsjunge heuerte er an und kam so über die großen Meere in alle Erdteile, von denen Australien sein Lieblingsplatz wurde. Fortan gehörte sein Herz der Südsee, jener zauberhaften Inselwelt, von der für ihn eine Faszination ausging, die ihn sein ganzes Leben beherrschen sollte. Daran änderte auch seine zeitweilige Rückkehr in die Heimat nichts. Nachdem er es bei der Marine bis zum Offiziersstellvertreter gebracht hatte, war man auf ihn aufmerksam geworden, und durch ein verlockendes Angebot der Regierung erreichte er nach harten Lehr- und Wanderjahren auf der mikronesischen Insel Ponapé sein großes Ziel. Im großen Herder, Ausgabe von 1935 wird die Insel folgendermaßen beschrieben: » Die 350 qkm große und 872 m hohe Insel der Karolinen ist tief zerschluchtet und mit Urwald bedeckt, der basaltische Kern von Riffen umgeben. 7914 eingeborene Mikronesier, 609 Japaner und 29 Fremde leben hier. Auf dem Ostriff liegt die Heilige Stadt, eine Kultstätte aus 92 Steingehegen mit 10 m hohen Mauern. Ausfuhr von Kopra. Am 7.10.1914 von den Japanern besetzt.« Hier, auf sich allein gestellt, arbeitete er viele Jahre als Kolonialbeamter sehr erfolgreich. Zum Schutz der Insel gründete er eine schwarze Polizeitruppe, deren unerschrockener Chef er war. Als er einmal, einen Engpass ausfüllend, den Postdienst übernahm, drohten, da das Postschiff längst überfällig war, die Briefmarken auszugehen. Er wusste sich zu helfen, in dem er kurzerhand die Briefmarken durchschnitt - noch heute eine Rarität für Briefmarkensammler! -
Postkarte von Carl Kammerich an Anna Fiebig in Wilberhofen aus Neuguinea von 1910 und die Briefe mit dem Torso auf die dem Torso auf die Reise schickte. Wenn dieser Globetrotter alle paar Jahre auf Heimaturlaub kam - alle paar Jahre auf Heimaturlaub kam - teils mit dem Schiff, teils mit der transsibirischen Eisenbahn - bereitet ihm die hier ansässige Musikkapelle an der kleinen Dattenfelder Bahnstation einen Großen Bahnhof. Sie empfing den Weltreisenden mit der Nationalhymne und die Menschen standen Spalier, um ihn so nach Hause zu geleiten. Als einziger Deutscher auf der Insel - Gouverneur, Arzt und Missionar waren englischer Nationalität - musste er 1914 wegen des japanischen Aufstandes gegen die Unterdrücker Ponapé verlassen. Er tat das illegal, zusammen mit einem Zufallsfreund, im Kohlenbunker eines Frachtschiffes. Dort, in tiefer Dunkelheit 6 Wochen eingesperrt, überlebten sie, weil ihnen ein Matrose ab und zu etwas zu essen brachte. ( Darüber berichten seine Aufzeichnungen. Es kam ein Mann aus der Südsee, obwohl seine Stimme durch das ständige Einatmen des Kohlenstaubes gelitten hatte, und er unter Malariaanfällen litt, meldete er sich freiwillig an die Front. So schnell war dieser Mann nicht kleinzukriegen. Nach Beendigung des Krieges kehrte er mit dem aus Palästina mit heiß erkämpftem Türkischen Halbmond und anderen hohen Auszeichnungen in die Heimat zurück. Zu Hause richtete er sich mit seinen Schätzen ein kleines privates Museum ein. Er war der sehr bewunderte Onkel der nächsten Kammerich-Generation und blieb bis ins hohe Alter in bemerkenswerter geistiger und körperlicher Frische.
Foto von Carl Kammerich auf Ponape Deutsch-Neuguinea
Bericht über das Leben des Carl Kammerich von Joachim Schneider, Rebellion gegen die Unterdrücker von 1910
Chronik des Carl Kammerich auf Ponape (Deutsch-Neuguinea) und seiner Nachfahren der Familie Carl

Chronik der Familie Kammerich aus Rossel und Wilberhofen seit 1770
Quellen:
Danke an Herrn Joachim Schneider aus Troisdorf
Patrik, Carl
Autor:
Karl L. Raab