Foto Sängerbund
Foto vom MGV Sängerbund -1961-
Aus der Geschichte :
Der Männergesangverein „Sängerbund" Wilberhofen hat es bei seiner Fahnenweihe dankenswerterweise als Aufgabe gesehen, die Tradition des Ortes Wilberhofen festzuhalten. Dadurch sind wir heute in der glücklichen Lage, das Wappen derer von der Lippe auf der Vereinsfahne bewundern zu können.
Ist es nicht erstaunlich, dass in diesem Zeitraum traurigster deutscher Geschichte in Wilberhofen und Rossel — sicher auch an manchem anderen Ort — Männer sich finden und Halt suchend auf die Wurzeln deutschen Volks- und Brauchtums sich besinnen, die Pflege deutschen Liedgutes als Kraftquell ausersehen! Am 4. 2. 1920 treffen sich 15 an der Bildung eines Gesangvereins interessierte Männer, die schon am 15. 2. — inzwischen ist ihre Zahl auf 23 gestiegen — zu einer Gründung zusammenschreiten. Seit diesem Tag besteht der Männergesangverein „Sängerbund" Wilberhofen.
Zum 1, Vorsitzenden erkor man Josef Koch, das Amt des Dirigenten übernahm Lehrer Bollig aus Hoppengarten.
Der Verein wuchs schnell auf annähernd 40 Mitglieder.
Was gäbe uns bessere Auskunft über die Ziele des Gesangvereins, über den Aufgabenbereich, den er sich selbst zugedacht hatte, als die Intensität und Vielseitigkeit, mit denen man sofort zu Werke ging und die bis heute beibehalten wurden.
Das Vereinsleben selbst hat man schon seit den ersten Tagen des Bestehens zu beleben und zu aktivieren verstanden durch Wanderungen, Familienabende, Tanz und Theateraufführungen, um nur einige der vielen geselligen Veranstaltungen zu nennen.
Das eigentliche Anliegen eines Gesangvereins, die Pflege des Liedgutes, wurde immer wieder mit neuen Impulsen versehen.
Dazu dienten schon recht bald nach der Gründung Konzerte. In den früheren Jahren mussten sie in Dattenfeld veranstaltet werden, was jedes Mal mit großem Erfolg geschah. Hierbei vermochten es selbst materielle Schwierigkeiten wie die Inflationszeit (eine Eintrittskarte kostete 800 Mark) nicht, den regen Zuspruch zu schmälern. Gesangwettstreite und Stiftungsfeste befreundeter Vereine sind dem MGV „Sängerbund" immer ein willkommener Anlass gewesen, sich in den Dienst des Gesanges zu stellen.
Der Kontakt zu den Nachbarvereinen wurde besonders gepflegt. Am 31. Juli 1921 nahm man am Stiftungsfest des MGV Hoppengarten teil, am 8. September 1924 war man zu Gast bei demselben freudigen Ereignis des MGV Dattenfeld.
Ein ganz besonderes liebevolles Bemühen hat der MGV Wilberhofen seit seiner Gründung dem Ortsleben gewidmet.
Es sei nur erinnert an Tage wie Goldhochzeiten, Priesterweihen, Jubiläen, besondere Festlichkeiten, Maifeiern, an denen der Gesangvortrag des Sängerbundes nie fehlte und ein wesentlicher Beitrag zur Festgestaltung gewesen ist.
Sehr lobenswert ist das innige Verhältnis zur Schule Rossel und der Lehrerschaft derselben. Anliegen der Schule sind bisher auch immer Anliegen des MGV gewesen.
Es darf nicht übersehen werden, dass die sangesfreudigen Männer aus Wilberhofen und Rossel diese Ideale bis heute trotz großer Schwierigkeiten und stürmischer Jahre gewahrt haben. Hart bedrängt in seiner Existenzfrage ist der Verein gewesen in der Zeit der Inflation, den späteren Jahren der Arbeitslosigkeit, der unglückseligen Zeit des Dritten Reiches und dem 2. Weltkrieg.
Wenn es trotzdem gelungen ist, auch in bzw. nach diesen Zeiten den Gesangverein wieder zu voller Tatkraft zurückzurufen, so ist das in entscheidendem Maße der Umsicht und aufopfernden Sangesfreudigkeit einzelner Persönlichkeiten zu verdanken. Es sei an dieser Stelle gestattet, ausnahmsweise einmal Männer namentlich zu erwähnen, da man ihrem Verdienst um den Gesangverein kaum besser Rechnung tragen kann.
Franz Koch leitete von 1926 bis Januar 1950 bei nur wenigen Jahren der Unterbrechung als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins. Schon am 17. März 1950 starb er, allen Sängern unvergessen. Herr Lehrer Bollig betreute als musikalischer Leiter mit sicherer Hand und dem richtigen Gespür vom Gründungsjahr bis zum 2. Weltkrieg den Männergesangverein. Zwei außenstehenden hochherzigen Gönnern hat der MGV viele materielle Hilfen zu verdanken.
Dies war vor dem 2. Weltkrieg, Herr Werhahn aus Neuß. Nachher kam hinzu Herr Zours aus Kempen. Beiden Freunden des deutschen Liedes gebührt an dieser Stelle ehrender Dank.
Trotz der schrecklichen Wunden, die die furchtbaren Jahre des Völkerringens im letzten Weltkrieg in unserer Heimat in den Reihen der Mitbürger gelassen hatten, wollte man den MGV „Sängerbund" bald nach der Normalisierung des Lebens wieder in Erscheinung treten lassen. Die Neugründung erfolgte am 14. 11. 1946. Man musste sich nach einem anderen Dirigenten umsehen, wozu man zunächst Herrn Schell warb, dem die Herren Patt, Bönisch und Ziebarth folgten.
Herr Ziebarth ist bis auf diese Tage der Leiter des Gesangvereins.
Die Aufgabe der Festschrift wäre nicht erfüllt, wollte man nicht zwei Feste des Sängerbundes besonders hervorheben, die sicher Höhepunkte in den 40 Jahren des Vereinsgeschehens gewesen sind.
Fahne der WMV hängt im Heimatmuseum Windeck, mit Wappen der Familie Hoen
Am 12. und 13. Juli 1925 konnte der Verein seine teuer erstandene schöne und wertvolle neue Fahne einweihen.
Dieser Tag wird in der Chronik als ein echtes Volksfest gewürdigt. Mit unermüdlichem Fleiß hatten die Dorfbewohner alles darangesetzt, dem ganzen Ort ein glanzvolles Aussehen zu verleihen durch Aufputzen der Häuser und mannigfaltigen Schmuck.
Alte Videos von Rossel und Wilberhofen
Ein großes Festzelt empfing die Gäste. 20 Nachbarvereine nahmen am Freudentage Anteil. Im festlichen Zug wurden sie zum Zelt geleitet. Für Schwung und Frohsinn sorgte die Feuerwehr- kapelle Dattenfeld ( A. Knote ). Prominente Gäste, Vertreter der Behörden, seien den Alten zur freundlichen Erinnerung genannt: Bürgermeister Radermacher, Gemeindevorsteher Lütz, Vikar Heinen, Schulrat Feuring und Landrat Eichhorn. In den Festreden des Tages wurde immer wieder das hohe Ansinnen des Vereines hinsichtlich der neuen Fahne zum Ausdruck gebracht.
Hierdurch kam so recht die Heimatliebe und Heimatverbundenheit der Angehörigen des Gesangvereins zur Geltung. Gesang, Tanz und Geselligkeit wurden an diesen beiden Festtagen reichlich gepflegt.
Sein 30jähriges Bestehen feierte der MGV am 4. und 5. Juni 1950 als erstes großes Sängerfest in unserer engeren Heimat nach dem grauenvollen Krieg. Die Vorbereitungen und der Festablauf gestalteten sich ähnlich wie bei der Fahnenweihe. Die Musik stellte wieder A. Knote. Im Festverlauf erntete der neugegründete Knabenchor „St. Michael" für seine Darbietungen großes Lob. Der Rührigkeit der Ehrendamen hatte der Verein schöne finanzielle Einnahmen zu verdanken.
Der dritte festliche Höhepunkt möge das augenblickliche, um ein Jahr verschobene 40jährige Stiftungsfest werden.
Möge es ferner dazu beitragen, neuen Schwung und neues Leben in die Sangesgemeinschaft hineinzutragen.
Autor: Karl Ludwig Raab
Auszug: Heimat, von der ich nimmer lasse.
Autor des Textes: Lehrer Willi Schröder, Dattenfeld