update: 04.06.2025 

Spitzenburg in Dattenfeld vorm Berg

Nichts mehr erinnert an den landtagsfähigen Rittersitz "Spitzenburg". Nicht nur, daß er fast gänzlich aus der Erinnerung der Landbevölkerung verschwunden ist, auch kein Orts- oder Flurname läßt auf die Lage schließen, heute erinnert nur noch ein Straßenschild "Zur Spitzenburg" daran. Die Spitzenburg wird im Erkundigungsbuche vom Jahre 1555 genannt. Aus einem Bericht vom Jahre 1595 geht hervor, daß sie zu Dattenfeld lag. Die Spitzenburg war unterhalb Dattenfeld vorm Berge an der Unterführung der Eisenbahn, südlich vom Bahnkörper, ebener Wiesengrund, durchflossen vom Trimbach.

Als Besitzer wird Hoen angegeben. Er hatte dort jedoch nicht seinen Wohnsitz. Das Gut wurde durch eine Halfmann (Pächter) bewirtschaftet. Mant Hoen gehört zur Linie von der Lippe, genannt Hoen zu Hartenfels, als deren Gründer J. zu Hartenfels, vermählt mit ... von Mühlheim aus dem Elsaß (Salterberger Hof), angegeben wird. Ein Sohn oder Verwandter desselben, M. von hune, 1500 zu Hartenfels, Vasall des Grafen Joh. von Nassau-Beilstein, war vermählt in erster Ehe mit Philippa Mohr von Leinen, in zweiter Ehe mit Philippa von Roidheim, Tochter des Gerlach und der Marg. von Walberdorf. Aus dieser Ehe stammt der obengenannte Mant, der 1514 noch minderjährig war. 1552 und 1556 ist er Amtmann zu Hartenfels und des Nassau-Beilsteiner Vasall. Er heiratet Marg. Haust von Ulmen, Tochter des Philipp und der Ottilie von Wunnenberg.
Der adelige Sitz sowie die dazu gehörigen Güter zu Dattenfeld, die Spitzenburg genannt, vererbten sich auf dessen Sohn Philipp Ruprecht. Er heiratete Margarete von Reiffenberg, Tochter des Kuno und der Maria von Mudersbach. Philipp starb am 6. Mai 1587 und liegt vor dem Altar in der Kirche zu Hartenfels begraben. Der Grabstein zeigt die Wappen der vier Großeltern. Sein Sohn Mant Friedrich, dem 1595 zuständig war, und der in diesem Jahre als noch minderjährig angegeben wird, war Herr zu Hartenfels, 1602 Trierischer Kellner zu Clotten (Kreis Kochem). Er war vermählt mit Magd. Dorothea von Eltz (verst. 29. Dez. 1622 und begraben zu Hartenfels), Tochter des Emmerich und der Marg. Kämmerer von Worms. Beide erbauten auf ihrem Eigentum zu Hartenfels ein Burghaus 1615. Ihre Tochter Barbara, Erbin zu Hartenfels, heiratete den kaiserlichen Oberstleutnat Hans Hartmann von Dehren. Die Familie von Dehren und deren Erben hatten bis zum vorigen Jahrhundert die Huenschen Besitzungen zu Hartenfels, und die Spitzenburg wird durch Kauf von denselben in andere Hände gekommen sein.

Im Jahre 1730 wurden amtliche Ermittlungen über die adeligen Sitze im Amte Windeck angestellt. Die Erkundigung, die den Scheffen zur Pflicht gemacht war, mußte innerhalb zweier Tage bei Straf von Goldgulden geschehen. Aus dem Berichte des W.C.B. Hasenclever, Richter und Rentmeister des Amtes Windeck, von 20. Mai erfahren wir über die Spitzenburg folgendes:

Joh. Peter Übersetzig, Schultheiß des Kirchspiels Dattenfeld, Moritz Übersetzig, Geschworener, und Johannes Joeß, Geschworener, bezeugen unterm 19. Marty 1730, daß sie in betreff des Guts Spitzenberg Hans Wilh. Joesten zu Dattenfeld, welcher ungefähr 80 Jahre alt ist, vor sich citirt und von ihm erfahren haben, daß auf der sogenannanten Spitzenburg ein "Klein Häußlein" gestanden,, "so auch noch scheinbarlich auf dem plätzlein zu sehen ißt". Der Geschworene Mauritz Übersetzig hat von Reinhard Piller gehört, daß dieser sieben Morgen von dem freien Spitzenburg Gut gekauft hat. Rheinhard Pillers Sohn, Johannes Gerhard Piller, sagt, "daß Henrich Becker, Schultheiß zu Herchen, die Halbscheid davon hätte, so jetztunter Herr Syndicus Ley in Besitz hätte". Johann Peter Piller, Rheinhard Pillers Sohn, sagt, "daß Herr Syndicus Ley alle nachricht und feyheits Zettulen von obangezogenem auch guth hätte, so davey zu finden wären und ist dieses guth weitläufig verteilt und veräußert, auch hat Wilhelm Öttershagen, wie Nachbarn kundig ist, des Wilhelm Pillers Theil von diesem guth wegen schuldt schätzen laßen.
Weiter haben wir keine wissenschaft von der Beschaffenheit.
Wie aus vorstehendem Protokoll hervorgeht, ist das Gut Spitzenburg vielfach zerstückelt worden, war 1730 jedoch größtenteils in der Hand des Syndicus Ley. Lenzen gibt in seinen statistischen Beiträgen vom Jahr 1802  den Rittersitz Spitzenburg nicht mehr an.

In einem Wohnhaus hinter der Bahnunterführung links sind aber erhalten ein schön profilierter Außenbalken und im Innern eine herliche Wendeltreppe.

Anm: Ein Wohnhaus an der Rochusstraße in Wilberhofen, erbaut aus verschnitzten Balken, zeugt auch von edler Herkunft. Im First und im Spruch über der Haustür ist als Baujahr 1617 genannt. Damit ist es Otto Reuter zuzuordnen, der in Wilberhofen wohnte, Schultheiß in Leuscheid war und 1638 in Wilberhofen verstarb. Seine Frau Elisabeth entstammte der bekannten Familie von Hatzfeld. War es Zufall, dass Reuter in der Nähe der Burg seine Wohnstatt hatte? Die schöne Holztafel im Giebel zeigt neben der Jahreszahl die Initialen Jesus, Heiland, Seligmacher, dann MR - Jos - dann die stilisierte Sonne - dann die Initialen der Hl. Drei Könige CMB und schließlich eine Ornament, wie wir es in den Balkenwinkeln noch schöner wiederfinden. Zu vergleichen ist die Giebelwand von "Zur Linde" in Windeck mit dem Haus in Wilberhofen.

 

Burg Broich


 

Die Burg Broich war eine Wasserburg stand oberhalb der heutigen Bahnlinie von Dattenfeld nach Altwindeck, inmitten der alten Feuchtgebiete der Sieg Burg Broich
Die Beschreibung der als Bodendenkmal deklarierten Überreste ist folgende (Quelle: Amt für Agrarordnung u.a): 
Das nördliche Podest, 0,75m hoch, ist 25 x 30 m groß, das südliche misst 40 x 45 m und ist 1,35 m hoch. An der NW-Ecke des südlichen Podestes sind noch Mauerreste vorhanden. Zwischen Haupt- und Vorburg ist eine 6 m breite Erdbrücke. Der umgebende Wassergraben ist zwischen 15 und 25 m breit, im Süden noch feststellbar und 0,40 m tief und wurde von Quellen gespeist.

Der Burgsitz war seit dem 14. Jahr im Besitz der Familie von der Lippe, genannt Hoen.  Rittergeschlecht von Broich

Sie stand unterhalb der Wiesen von Dattenfeld, jedoch findet man heute noch nicht einmal einen Flurnamen.

Sie erhörte 1555 einer Linie der von der Lippe, gen. Hoen, der sie bis ins 17. Jh. verblieben zu sein scheint. Broich wird schon im Jahre 1273 genannt. Nach einer Urkunde mußte Graf Adopf von Berg an das Kloster Nonnenwerth von seinem Hofe Broich einen jählichen Zins bezahlen, welchener auf das Kloster Altenberg gegen mehrere Schenkungen übertrug. Ein Johann von Broich besiegelt 1363 die Urkunde, mit welcher Graf Wilhelm II. von Berg den Fronhof der Abtei Altenberg abtritt.  In einer Urkunde vom 13. Aug. 1479, durch welche er sich bei Herzog Wilhelm von Jülich und Berg gegen den Grafen Gerhard von Sayn beschwert wegen Vorenthaltung seines väterlichen und mütterlichen Erbes im Lande Freusburg, bittet er den Herzog, ihm "seinen Burgsitz zu Windeck zu vergönnen". Daraus geht hervor, daß er schon früher im Besitz desselben war. Unter dem Burgsitz kann nicht die Burg Windeck selbst, sondern nur der in unmittelbarer Nähe am Fuße des Berges gelegene Rittersitz Broich oder Bruch gemeint sein.
Philipp, der zweite Sohn, war vermählt mit N. von Landsberg und hatte Broich. Der dritte J. (Johann) zu Hartenfels heiratete N. (Katharine) von Mühlheim aus dem Elsaß. Die Tochter war an eine von Selbach-Crottorf verheiratet.

Philipp kaufte Wilbringhoven, welches Reinhard auf seinen Sohn Reiner, der 1518 starb und Schultheiß von Siegburg, vererbte, von diesem seinem Neffen Broich hat er von seinem Vater erhalten.
Im bergischen Ritterzettel von 1555 heißt es: "Bertram Hoen, Drost zu Mörs, hat vor kurzem das hus uf dem Broich Wilhelm Quade zu Isengarden verkauft, und besitzt izt der halfmann dasselbig. Dweil aber die negste partien denselben abzutreiben gemeint, so haben sie sich verglichen, wie man sagt, das die zugehörigen guter in 3 teile geteilt, dern etliche in Homburg und etliche im Land von Stein gelegen.

Im Ritterzettel vom Jahre 1557 ist auch von diesem Verkauf die Rede, doch wird hier nicht das Haus, sondern das "gut uff dem Broich" genannt, das Wilhelm Quad von Isengarten erhielt.

Demnach scheinen alle drei Linien noch Ansprüche auf die Güter gemacht zu haben. Der Verkauf durch Bertram von Hoen hat dann zu Streitigkeiten Anlaß gegeben, denen durch die Teilung ein Ende gemacht wurde. Auch die Spitzenburg bei Dattenfeld gehörte zu den Hoenschen Gütern. 
In einem amtlichen Berichte des Rentmeisters Reinhard Stappenhover vom 5. Nov. 1577, der eine Aufzeichnung der adeligen Personen im Amte Windeck enthält, werden Mauritius von der Lippe zu Wilbershoven und Wilhelm von der Lippe, genannt Hoin, zu Haus Bruch angegeben. Vielleicht hat der Vater Mauritius schon vor seinem Tode Broich an seinen Sohn Wilhelm abgetreten, während nach dem Tode beide Rittergüter wieder in einer Hand vereinigt wurden.
Wilhelm ist wahrscheinlich 1624 gestorben. Sein Sohn Friedrich Wilhelm, der obengenannte Friedrich, wird 1625 als Besitzer von Wilbringhoven und Broich zum Landtag beschrieben.

Das Haus Broich blieb bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Besitze der Familie Hoen. Die Erbtochter Luise Katharina Freyfräulein zu Broich und Isengarten, brachte das Gut an ihren Gemahl, den Hauptmann Joh. Peter von Wassenberg, welcher dasselbe am 12. Februar 1779 an den Geheimrat Franz Everhard von Dalwig verkaufte. Ihr Namenszug stand in einem Fenster der Hoppengartner Kapelle (wohl Geldgeber!): "Louisa Catharina von der Lippe gen. Huen Freyfräulein von Broich und Isengarten D.D. 1751". In dem Kaufakt ist von den Gerechtnamen die Rede, die in einem Testamente des Wilh. von Hoen zum Bruch vom 18. Okt. 1591 genannt werden. Das Ehepaar wohnte in Düsseldorf, wo auch beide verstarben.
In dem Kaufvertrag von 1779 an Everhard von Dalwig ist ein interessanter Passus aus dem Testament des Wilhelm von der Lippe gen. Huen aus 1591 erwähnt, der für Broich und Mauel zusammen eine weit ausgedehnte Jagdgerechtssame über die Kirchspiele Dattenfeld, Waldbröl, Rosbach und Leuscheid festschreibt. Kurz nach von Dalwig tritt schon ein neuer Besitzerwechsel ein: "1791 am 19. Aug. verkauft er Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht zu Pfalz Bayern, Richter des Amtes tit. Herr Andreas Paschalis Joesten von dem käuflich an sich gebrachten Rittersitz Broich. Nach der Zeit wurde das Gut parzelliert und das Burghaus abgebrochen und die Ländereien gingen in bürgerliche Hand. So beginnt Heinz Spohr - Lehrer in Windeck 1925/33 - die Abschrift eines Kaufvertrages vom Rittersitz Broich durch Joesten stammend aus der Sammlung Lorenz Fuhrmann und veröffentlicht im Bergischen Kalender 1932 (Quelle Gem. Windeck). 
Die gut erhaltenen Bruchsteine sollten zur Restsanrierung und laufenden Unterhaltung der Windecker Kapelle und dem Burghaus Mauel verwendet werden. Die Ländereien soll die Dattenfelder Gemeinde erhalten, sich aber mit dem Pachtzins erkenntlich zeigen.
Am Schluß des Dokuments stehen die Unterschriften der Käufer:
Joes. Wilh. Kölschbach, Joes. Gerhard Piller, Joes. Gererd Külschbach, Johannes Weegen, Joes. Gerhard Hundhausen und Anna Maria Hundhausen. 
Das wohl prächtigste Andecken an stolze Rittersitze dürfte die Giebelwand der Gastwirtschaft "Zur Linde" sein. Wie die Karte aus 1830 ausweist, gehörte fast der gesamte Ortskern Windeck einem Gerhard Hundhausen, ohne Zweifel identisch mit dem 1791 genannten Joes. Gerhard Hundhausen und seiner Mutter. Hundhausen ersteigerte 1824 den alten Wiedenhof in Rossel zum Abriss und erbaute daselbst eine neue Schule ( Quelle: Pfarrarchiv Dattenfeld).  

 

 

Motte in Dattenfeld 

Motte in Dattenfeld

 

Motte in Dattenfeld vorm Berg

 

so könnte die Motte laut einer Zeichnung früher ausgesehen haben.

 

 

  

Autor: Karl Ludwig Raab

 

Quellenverzeichnis